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Wo Meinungen aufeinander treffen

Ann-Kathrin lebt Lagom

Foto von Jonathan Petersson: https://www.pexels.com/de-de/foto/grunes-grasfeld-in-der-nahe-von-hausern-1198507/

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto im Podcastplayer: privat

Foto im Header von Jonathan Petersson

Ann-Kathrin ist ihrem Herzen gefolgt. Schweden, das Land, in das es sie gezogen hat und in dem die junge Frau seit einigen Monaten lebt, kam immer wieder in ihrem Leben vor, von Astrid Lindgren bis heute, wie sie lachend sagt. Die Deutsche hat all ihr Hab und Gut in einen VW-Bus gepackt und ist angekommen, wirklich angekommen. Als sie endlich in Schweden war, stellte sich unmittelbar das Gefühl ein zuhause zu sein.

Wenn Ann-Kathrin das Leben in dem skandinavischen Land beschreibt, dann steht ein Begriff immer wieder im Mittelpunkt: Lagom. Eine genaue Übersetzung dafür gibt es nicht, Lagom meint in der Mitte, nicht zu viel, nicht zu wenig. Und so lebt man dort. Den Alltag schildert sie als einfach und unkompliziert, alle Behördengänge erfolgen online. Ganz wichtig für die Schweden: Eine gesunde Work-Life-Balance. Leistung wird erwartet, ihrem Chef aber ist es genauso wichtig, dass seine Mitarbeiter Freude und Spaß haben an dem, was sie miteinander tun, dann stimmt auch das Arbeitsergebnis. Es gibt keinen unnötigen Druck, für alles ist ausreichend Zeit eingeplant.

Die Menschen in Schweden, sie wirken auf Ann-Kathrin zufriedener. Es wird weniger gemeckert. Beispiel Wetter: Dies wird so hingenommen wie es ist, man zieht sich passend an und gut. Kein Schimpfen, keine nicht enden wollenden Beschwerden.

Das soziale Miteinander, es ist den Skandinaviern wichtig. In dem weitläufigen Dort, in dem die junge Neuschwedin wohnt, begegnet man sich über den Tag immer wieder mal und tauscht sich aus. Am Mittwoch kommen die Leute dort zum Waffelessen zusammen und dann gibt es noch Fika, ein tägliches Treffen zum Kaffee mit Keksen. Ihr Kaffeekonsum, so berichtet Ann-Kathrin, sei in Schweden enorm angestiegen. Die Menschen nehmen sich Zeit füreinander, allerdings ist Gemeinschaft kein Muss. Wer eine Weile Abstand benötigt und sich zurückziehen möchte, der kann auch dies völlig entspannt tun. Und wer neu im Land ist, der ist willkommen, wird mit einbezogen und akzeptiert. Sprachliche Barrieren werden überwunden, man findet einen Weg sich zu verständigen und freut sich über jedes neue schwedische Wort, dass der Hinzugekommene bereits kann. Dass Hilfsbereitschaft und Offenheit sind wichtige Elemente im Zusammenleben der Skandinavier sind, zeigt auch diese kleine Geschichte: Gestern war Ann-Kathrins Auto defekt, sie konnte sich einfach das des Nachbarn leihen um zur Arbeit zu fahren.

Lagom, in der Mitte, nicht zu viel, nicht zu wenig. Diese Lebensphilosophie scheint es zu sein, die das Leben der Schweden so anders, so angenehm zu machen scheint. Der Grundgedanke spiegelt sich offenbar in allem was getan wird, im privaten Umfeld, in der Gemeinschaft und am Arbeitsplatz. Dazu gehört es auch, sich selbst und seine Bedürfnisse nicht außer Acht zu lassen und dennoch für die anderen da zu sein, zu unterstützen, wenn man gebraucht wird. Das Streben nach Ausgewogenheit, nach Gleichmäßigem scheint das Leben der Menschen dort lebenswerter zu machen als in Deutschland. Ann-Kathrin empfindet das jedenfalls so und ist in kurzer Zeit jeden Tag ein bisschen mehr Schwedin geworden, sie ist eben angekommen.