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Feinstaub und das Vergessen

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Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Kindel Media

Thema Nr. 1: Demenz. Die Krankheit, die uns und unsere Erinnerungen nach und nach verschwinden lässt. Zunächst bemerkbar als Vergesslichkeit, die ihre Ursache auch einfach im Alltagsstress haben kann. Dann Probleme mit dem Kurzzeitgedächtnis, fortschreitend. Momente des Orientierungsverlustes, die mehr werden. Schwierigkeiten sich zu artikulieren, schließlich auch Misstrauen und sozialer Rückzug. Die Krankheit verläuft schleichend, Symptome können gelindert, Bewältigungsstrategien und der Erhalt von Alltagsfähigkeiten eingeübt werden, aber aufhalten lassen sich Demenzerkrankungen nicht. 57 Millionen Menschen auf der Welt teilen zur Zeit dieses Schicksal, 1,4 Millionen allein in der Bundesrepublik.

Thema Nr. 2: Bei Fragen zu Substanzen, die nicht in die Luft gehören und schädlich sind, kann man auf den Seiten des Umweltbundesamtes wertvolle Antworten und Informationen finden. Es handelt sich um ein komplexes Gemisch fester und flüssiger Partikel, die sich in unserer Luft befinden. Diese entstehen fast ausschließlich durch uns Menschen, bei Verbrennungsprozessen von fossilen Energieträgern zum Beispiel, aber auch durch Staubaufwirbelungen oder Bremsen- und Reifenabrieb. Wir sprechen von Feinstaub.

Die Wirkung auf den Menschen: Entzündungen der Atemwege, Plaquebildung in den Blutgefäßen oder eine erhöhte Thromboseneigung. Auch Herz-Kreislauferkrankungen können durch die Partikel ausgelöst werden. Soweit der Stand des Wissens.

Bringen wir nun beide Themen zusammen: Neu ist die Erkenntnis, dass Feinstaub auch das Risiko für Demenzerkrankungen erhöhen kann. Eine Analyse von 16 Studien zu dieser Fragestellung durch das „British Medical Journal“ hat das ergeben.

Geschaut hat man in den Untersuchungen auf die Wirkungen von Feinstaubpartikeln der Größe PM2,5, das entspricht 2,5 Mikrometern. Das Ergebnis zeigt klar, dass ein Zusammenhang zwischen dem Vorhandensein von Feinstaub – und zwar auch deutlich unterhalb des dafür gültigen EU-Grenzwertes – und der Anzahl von Demenzerkrankungen besteht. Dies ist zwar kein Beweis für die krankheitsauslösende Wirkung von Feinstaub, aber da Demenz wiederrum eine Folge von Herz-Kreislauferkrankungen sein kann, besteht vermutlich eine mittelbare Beziehung.

Zudem ist Feinstaub in der Lage, die Blut-Hirn-Schranke zu schädigen. Entzündungen im Gehirn können durch ihn ausgelöst werden, schlimmstenfalls kommt es zum Absterben von Nervenzellen.

Es kommt auf die Grenzwerte an, wenn es denn überhaupt welche gibt. Und darauf, ob diese eingehalten werden. Die Untersuchenden, sie verweisen auf das von der WHO gesetzte Ziel von unter 5 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter Luft. Da offenbar 40 % aller Staaten überhaupt keine Richtlinien oder Gesetze zur Einhaltung der Luftqualität haben, ist es bis zu dem Erreichen des von der Weltgesundheitsorganisation festgesetzten Wertes noch ein langer Weg.