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Wo Meinungen aufeinander treffen

Die Abiturpanne

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Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Miguel Á. Padriñán

Das Wort Prüfungen sagt unmissverständlich, worum es bei einem solchen Ereignis geht. Und auch wenn man es ausspricht, Prüfungen, dann merkt man bereits einen leichten Schmerz, ein kurzes Stechen, sehr unangenehm. Der Umgang mit dem Stattfinden von Examen aller Art kennt eigentlich nur zwei Aggregatzustände: Geschmeidig ausweichen, wenn irgendwie vermeidbar oder Augen zu und durch. Für die zweite Variante empfiehlt es sich, sofern Ihrerseits ein Interesse am Erfolg der Veranstaltung besteht, doch besser präpariert zu sein.

Stellen wir uns vor, Sie sind vorbereitet, bestens vorbereitet: Literatur wurde gesichtet, gelesen, Exzerpte geschrieben, Lernkarten und Plakate erstellt, schlichtweg der Traum eines jeden Lernenden. Dann kommt der große Tag und die ganz Angelegenheit findet schlichtweg nicht statt. Verschoben, von heute auf übermorgen. So ging es gestern Abiturienten in Nordrhein-Westfalen. Wer sich für Mittwoch auf eine Prüfung in den Fächern Biologie, Ernährungslehre, Informatik, Physik oder Technik vorbereitet hatte, erfuhr am Abend zuvor: Daraus wird nichts.

Verantwortlich: Ein Downloadproblem. Die Klausuren, sie werden von den Schulen vor dem Ereignis heruntergeladen. Das gelang auch einigen Bildungseinrichtungen, andere allerdings gingen leer aus. Offenbar zu viele. Es blieb also dem Schulministerium nichts anderes übrig, als auf Abbruch zu klicken. Dies allerdings tat man erst mit zeitlicher Verzögerung, sodass den Schulen zunächst nur Abwarten übrigblieb, bis man ihnen den Abiturstopp schließlich mitgeteilt hatte. Das ist nichts für ohnehin vor Klausuren angeschlagene Nervensysteme und bekommt wirklich niemandem gut.

Verlegt hat man die betroffenen Prüfungen nun auf Freitag. Und neben den Hauptgeschädigten, also den vorbereiteten Schüler: Innen, sind es auch die Schulen, die quasi über Nacht ihren ganzen Betrieb für den gestrigen Tag umstellen mussten, falls das überhaupt noch machbar war. Und nun soll alles für Freitag neu vorbereitet werden. Für die Beteiligten eine unglaubliche Zumutung. Aus dem Schulministerium war zu hören, dass die Störung und kurzfristige Verschiebung der Abiturklausuren außerordentlich ärgerlich seien. Man wolle die Angelegenheit aufarbeiten und Konsequenzen daraus ziehen.

Jetzt also: Neuer Versuch, schon morgen am Freitag. Der festgelegte Ersatztermin präsentiert sich als neuer Beweis der Sensibilität der Bildungssteuerungseinrichtung des Landes NRW. Nur zu Ihrer Information, liebe Frau Feller, am 21.04. ist ein hoher islamischer Feiertag, das Fasten wird mit dem Zuckerfest beendet. In einer multikulturellen Gesellschaft mal so eben einem nicht unerheblichen Teil der Bevölkerung vor den Kopf stoßen, das ist offenbar für die CDU-Politikerin kein Problem. Mittlerweile hört man aus dem Ministerium, dass islamische Schüler sich befreien lassen und die entsprechende Prüfung dann nachschreiben können. Im aufgrund des zu erwartenden Streiks fehlenden Angebotes an öffentlichen Verkehrsmitteln sieht man keine wirkliche Hürde, schließlich begännen die Klausuren ja erst um 9 Uhr.

Ich jedenfalls schlage vor, den Start des NRW-Abiturs 2024 auf Ostermontag zu legen. Dann hat man auch von Karfreitag an Zeit, alle technischen Probleme vorab zu lösen, ein kleiner Urlaubsstopp für die Mitarbeiter im Bereich Bildung in NRW würde zudem zu einer Reduzierung des Osterreiseverkehrs beitragen.