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Kein Einzelfall

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Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Pavel Danilyuk

Die Angelegenheit geriet Ende April in den Fokus der Öffentlichkeit. Lehrer: Innen einer Oberschule im Kreis Spree-Neiße im Bundesland Brandburg, sie hatten in einem an die Presse geleiteten offenen Brandbrief formuliert, was ihnen mehr als nur Sorgen bereitete: Offen tragen Schüler: Innen der Bildungseinrichtung ihre rechtsextreme Haltung zur Schau, kombiniert mit Sexismus und Homophobie.

Recherchen des rbb, sie ergaben sodann, dass eine Gruppe von zehn bis zwölf Schüler: Innen an der Schule offenbar tonangebend agiert, ihnen folgt unerheblichen Zahl von Mitläufern. Ein typisches Bild für Faschismus im kleinen Rahmen. Die Symptome präsentieren sich in erschreckender Eindeutigkeit: Das Zeigen des Hitlergrußes, das Rufen von Nazi-Slogans, Hakenkreuze auf verschneiten Lehrerautos, die Unterdrückung von Migrantenkindern und demokratisch orientierten Mitschülern. Und es ist wie so häufig in einer solchen Situation: Während einige Lehrkräfte sich versuchen der Angelegenheit entgegenzustellen, aber keine ausreichende Unterstützung erhalten, schweigen andere.

Die Autoren des Brandbriefes, mittlerweile auch namentlich bekannt, verlangen nach einer „Null-Toleranz-Politik“ gegenüber den rechtsextremen Umtrieben an ihrer Schule. Sie schlagen vor, dort mehr Sozialarbeiter zu beschäftigen. Auch dem Kollegium müsse „ein niedrigschwelliges Fortbildungsangebot“ offeriert werden. Schule soll wieder, so werden die Verfasser zitiert, ein Ort der „Angstfreiheit, Weltoffenheit und Sicherheit“ werden.

Ein Verstehen Sie das bitte richtig. Die Forderung nach einer Null-Toleranz-Haltung gegenüber offen präsentiertem Rechtextremismus, sie ist absolut richtig und alternativlos. Allerdings: Die Pubertät, in der sich die Jugendlichen nun einmal befinden, sie ist eine Phase des Erprobens und Orientierens. Die jungen Menschen sind dabei sich selbst und unzähligen Einflüssen ausgesetzt, die den Prozess der Reifung alles andere als erleichtern.

Verstehen Sie das bitte richtig. Die Forderung nach einer Null-Toleranz-Haltung gegenüber offen präsentiertem Rechtextremismus, sie ist absolut richtig und alternativlos. Allerdings: Die Pubertät, in der sich die Jugendlichen nun einmal befinden, sie ist eine Phase des Erprobens und Orientierens. Die jungen Menschen sind dabei sich selbst und unzähligen Einflüssen ausgesetzt, die den Prozess der Reifung alles andere als erleichtern.

Wenn Elternhaus, Schule und Gesellschaft sich ihrer nicht adäquat annehmen, dann ist es die ohnehin schon übermächtige Peergroup, welche die Herrschaft übernimmt. Bietet diese von rechten Kräften gelenkt vermeintlich Sicherheit, Geborgenheit und klare Deutungsmuster, so gerät sie zu einem Angebot, dem Heranwachsende schwer widerstehen können. Diese werden so schnell zu willfährigen Empfängern rechtsextremer Orientierungen, die sie übernehmen und alsbald ein entsprechendes Weltbild entwickeln. Nichts des hier Gesagten, es soll entschuldigen, was getan wurde, es will helfen zunächst einmal zu verstehen, was hier geschieht.