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Wo Meinungen aufeinander treffen

Steineroth – Dauersberg – Elben

Foto von Stan: https://www.pexels.com/de-de/foto/autoseitenspiegel-der-starken-verkehr-anzeigt-191842/

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Stan

Es sind ca. 18.000 Fahrzeuge, viele davon LKWs, die täglich durch den Ort fahren. Die Straße, durch welche sie sich schieben, zeigt die Spuren einer übermäßigen Nutzung, für die dieser Verkehrsweg nie ausgelegt war. Links und rechts davon verläuft ein viel zu schmaler Bürgersteig, auf dem kaum jemand gehen möchte. Und die Häuser entlang des Fahrweges, sie zeigen Risse. Die L288, so der offizielle Name der Trasse, sie ist die Verbindung zwischen Siegerland und Westerwald. Wer von Siegen nach Hachenburg oder Koblenz bzw. in entgegengesetzter Richtung unterwegs ist, kommt nicht umhin durch das fast 550 Seelen zählende Dorf Steineroth zu fahren.

In der Vergangenheit immer wieder in der Diskussion: Eine Umgehung. Tatsächlich: Zwischen dem Ortausgang Betzdorf bis zum über 20 Kilometer entfernten Hachenburg ist die kleine Siedlung die einzige Gemeinde, durch welche die L288 direkt hindurchführt. Doch eine Umfahrung scheint eine Zukunftshoffnung der an der zentral gelegenen Straße „Zum Westerwald“ wohnenden Bevölkerung zu bleiben. Über mehrere Dekaden diskutierte man die Option einer Ausweichstrecke. Proteste von Anwohnern gegen mögliche Routen entlang der äußeren Ortsgrenzen ergänzt um Argumente aus dem Bereich des Natur- und Umweltschutzes wurden vorgetragen. Schließlich scheiterte die Maßnahme an finanziellen Mitteln. Das ist bedauerlich, denn der Bau einer Umfahrung bei Steineroth erscheint sinnvoll und zudem dringend notwendig. 

Soweit die Vorgeschichte. Diese muss man kennen, um zu verstehen, was jetzt im Jahr 2023 geschieht: Seit dem letzten Januardrittel ist ein vollständiges Passieren des Dorfes für den Durchgangsverkehr nicht mehr möglich. Die bestehende Ortsdurchfahrt samt den Fußwegen wird in mehreren Abschnitten saniert und ausgebaut, keine Lösung des Hauptproblems, eher eine Art Instandsetzungsmaßnahme. 

Sie erinnern sich an die täglich ungefähr 18.000 Fahrzeuge, die durch Steineroth verkehren. Das ist nun also nicht mehr möglich. Man richtete zwei Umleitungsstrecken ein, deren Verlauf der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz als großräumig beschreibt; sehr großräumig und für die zahlreichen Pendler und LKWs eine Zumutung mit einem Fahrzeitplus von mindestens 20 Minuten versehen. Gäbe es da nicht eine kleine Ortschaft, deren Durchquerung einen alternativen Weg darstellt. 

Lernen Sie den Westerwald kennen. Parallel zu und unterhalb von Steineroth liegt das Dorf Dauersberg. Eine dorthin verlaufende Straße durchquert dieses und führt sodann bis zu dem kleinen Ort Elben. Von hier aus kann man relativ zügig die L288 wieder erreichen und seine Fahrt fortsetzen, umgekehrt geht das natürlich genauso. Die Bewohner der Mittelgebirgsregion eröffneten mit dieser Strecke eine dritte Umleitung, die offiziell so nie vorgesehen war.

Zum Verlauf und der Qualität dieser Strecke: Bewegen wir uns von Norden kommend aus Betzdorf in Richtung Dauersberg, führt die Straße, deren Sanierung mehr als überfällig ist und welche vor den Baumaßnahmen in Steineroth hätte dringend erneuert werden müssen, bis zum kleinen Dorf selbst. Von dort aus schlängelt sie sich eng an die Häuser schmiegend und nur von äußerst schmalen Fußwegen von diesen getrennt durch den Ort. An dessen Ende beginnt ein unlängst hervorragend in Stand gesetzter Abschnitt des Verkehrswegs, dessen Breite leider nicht ausreichend für eine Fahrstreifenbegrenzung ist. Man fährt also am allerbesten äußerst rechts auf der Fahrbahnbegrenzung, um nicht mit dem Gegenverkehr bis Elben in Berührung zu kommen. Dort windet sich die Schmalspurstraße final durch eine Enge, in der zwei Autos nur schwer aneinander vorbeikommen. Ein Abenteuer.

Probleme und abhelfende Maßnahmen: Kurz nachdem die Verkehrsteilnehmer die unfreiwillige Umleitung eröffnet hatten, wurde schnell klar, dass das Befahren des Abschnitts oberhalb der Ortschaft mit seinen unzähligen Schlaglöchern und Fahrbahnabbrüchen, die täglich merklich mehr wurden, gefährlich und eine Zumutung war. Der für diese Straße zuständige Landkreis Altenkirchen verwies darauf, dass es sich ja auch nicht um eine offizielle Alternativroute handele. Trotzdem verfüllte man um Ostern herum die Schlaglöcher und glättete die Fahrbahnränder, welche sich in einem desolaten Zustand befanden. 

Die Geschwindigkeiten wurden sukzessive angepasst: auf der Teilstrecke vor Dauersberg gilt Tempo 30, im Ort ebenso und die Höchstgeschwindigkeit auf dem dann folgenden schmalen aber sich in gutem Zustand befindenden Abschnitte wurde von 70 auf 50 Stundenkilometer abgesenkt. Zudem versah man die letzte Etappe des Weges mit zwei Fahrbahnblockaden. Autofahrer, die in Richtung Westerwald unterwegs sind, müssen hier warten, bis der Gegenverkehr gen Norden die künstliche Engstelle passiert hat.

Die Anpassungen der Höchstgeschwindigkeiten waren dringend erforderlich. Die Straßen sind zu schmal, die Kurven eng und nicht ausgebaut. Und in Dauersberg selbst wohnen und leben Menschen, auch ganz Kleine, die vor dem Verkehr besonders geschützt werden müssen. 

Ein Großteil der Autofahrer ist einsichtig und geduldig. In Ruhe sowie den Vorgaben entsprechend den Weg hinter sich zu bringen ist allemal besser, als die offiziellen Umleitungsstrecken zu nutzen. Sympathie mit den Bewohnern der nun mit einer Verkehrslawine konfrontierten Ortschaft haben sicher auch die meisten und fahren vor- und umsichtig. Das ist schön.

Aber es gibt eben Menschen und Menschen. Leider auch jene, die die Geschwindigkeitsbe-grenzungen ignorieren, drängen, hupen oder auch halsbrecherische Überholmanöver starten, die hinter ihrem Lenkrad toben und schimpfen. Dazu kommen Verkehrsteilnehmer, für die scheinbar überhaupt keine Regeln zu gelten scheinen. Ohne Vorwarnung schießen sie aus Wald- und Versorgungswegen auf die Straße. Sowie wie Sie rücksichtsvolles und angemessenes Verhalten in großem Maße auf der Strecke beobachten können, so ist es leider genauso möglich, asoziales und egoistisches Auftreten zu erleben.

Wenn der Zeitplan eingehalten wird – deutlich später als vorgesehen hatte man nach der Sperrung mit den Arbeiten in Steinroth begonnen – werden die Dauersberger wohl bis August mit dieser Situation leben müssen. Unlängst wurde eine Ampel in der Ortsmitte installiert, die den Verkehr dort noch einmal verlangsamt. Häufigere Polizei- und vor allem Geschwindigkeitskontrollen auf der Strecke, sie erscheinen mir geboten und wünschenswert. Nur auf diesem Wege, das steht zu befürchten, sind die rücksichtlosen Fahrer, die die Gefährdung der anderen Verkehrsteilnehmer billigend in Kauf nehmen, überhaupt zu erreichen.