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Wollen wir das?

Foto von Marissa Grootes auf Unsplash

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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

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In NRW begannen sie gestern. Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Bremen, dann Hamburg, Berlin, Schleswig-Holstein, ganz zum Schluss wie immer Baden-Württemberg, schließlich Bayern. Die Bundesrepublik, sie schaltet Bundesland für Bundesland in den Sommerferien-modus um: Endlich keine Schule, Erholung für Kinder und deren Eltern, auch für Lehrer. Abstand vom Bildungsbetrieb. Verdient. Je nach verfügbarem Urlaub der Eltern werden Reisen gebucht. Gerne in die Ferne, fliegen dorthin, wo zuhause ganz weit weg ist. Dumm nur, dass die Fluggesellschaften und Touristikunternehmen die Ferienzeiten sehr genau kennen und ihren Vorteil daraus ziehen: Werden die Schulen geschlossen, ziehen die Preise deutlich an.

Kein Problem, dann fahren wir eben ein paar Tage früher. In den letzten Wochen passiert in den Bildungsfabriken nicht mehr sonderlich viel, diesen Eindruck jedenfalls müssen die Eltern haben. Tatsächlich geben sich Schulen große Mühe, die Zeit bis zu den Zeugnissen mit interessanten Veranstaltungen zu füllen: Wandertage, Museumsbesuche, ganze Projektwochen werden geplant und durchgeführt. Kurz: Schule betreibt mitunter einen enormen Aufwand bei der Gestaltung des Übergangs hin zu den Ferien. Bei vielen Sorgebe-rechtigten hinterlässt das offenbar keinerlei Eindruck. Man fliegt los, wenn es günstig ist, vor Ferienbeginn.

Peter Meidinger, er ist der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, brachte es jetzt in einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland auf den Punkt. Die Abwesenheiten der Schüler vor dem Start in die Sommerpause, sie sind auffallend. Etwa 2 bis 2,5 Prozent der Schulpflichtigen fehlen. Die Eltern ermahnte er kein schlechtes Vorbild für ihre Kinder zu sein, wenn es darum gehe, staatliche Regeln einzuhalten.

Das NRW-Schulministerium ist da sehr deutlich. Beurlaubungen, so steht es auf der Webseite des Bildungsressorts, um einen günstigen Ferienflieger zu bekommen seien nicht zulässig. Die Schulpflicht, sie gelte, auch kurz vor und nach den Ferien.

Der Kölner Stadtanzeiger war es, der zu Beginn der Woche darüber berichtete, was Eltern drohen kann, wenn sie sich nicht an die eindeutig kommunizierten Regeln halten. Für NRW gilt, so berichtet die Zeitung, dass Schulen nicht genehmigtes Versäumen an die zuständige Bezirksregierung melden können, die dann ein Bußgeldverfahren einleitet. Mit 155 € ist man mit Fehlzeiten bis zu 10 Tagen dabei. Bis zu 1.000 € Bußgeld bei längerer Abwesenheit sind möglich.

Entfernen wir uns von dem Ferienthema. Vielmehr geht es doch darum: Eine menschliches Miteinander fußt auf Übereinkünften, Strukturen und Regeln, die Menschen sich geben und deren Einhaltung sie vereinbaren. Nur so funktioniert ein Miteinander. Im Kleinen wie im Großen, in der Partnerschaft wie im Staat. Wenn jeder sich nimmt, was er glaubt, dass ihm zusteht, zerfällt Gemeinschaft. Es fängt klein an: Das Einhalten der Ferienzeiten, das Beachten der Regeln beim Anstehen im Supermarkt oder beim Parken im Parkhaus. Passen wir nicht auf, und wir sind gerade dabei unaufmerksam und ignorant zu werden, dann verlegt sich die Inakzeptanz des einmal Verbarten ins Große. Wollen wir das?