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Slow down fashion

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Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

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Die Bemerkung, sie hallt heute noch nach und lautete: „Dein Aussehen ist dir nicht so wichtig.“ Gesagt von jemandem, der in meinem Leben einmal enorm bedeutsam war und den ich heute noch sehr schätze und mag. Es war eine Feststellung, das Ergebnis einer Beobachtung. Ich verstand die Äußerung nicht als Kritik, sondern musste lachen. Denn vorher hatte das noch niemand so auf den Punkt gebracht. Das ist schon einige Jahre her.

Geändert hat sich daran bis heute nichts: Die Jeans am liebsten vom Discounter oder aus dem Sonder-Sonderangebot eines Modegeschäftes für eher preissensible Kunden. Im Sommer dazu T-Shirts, im Winter Fleecepullis, vieles von Lidl und Aldi. Die meisten Sachen halten bei mir tatsächlich länger als eine Saison. Mein Konsumverhalten – getragen von einem schon fast gestörten Sparzwang in Sachen Klamotten – es hat – wenn überhaupt – allerhöchstens peripher mit einer Entwicklung zu tun, die sich zunehmend durchsetzt: Weg von billig produzierter und schnelllebiger Mode hin zu nachhaltig hergestellten Kollektionen.

Fast Fashion ist out. Dabei war das über Jahrzehnte ein Trend, der den Herstellern von Bekleidung volle Auftragsbücher verschaffte. Schnell günstig gekauft, ein wenig getragen und dann – bestenfalls – in die Altkleidersammlung damit. Der Weg des Käufers führte in immer kürzeren Abständen zurück ins Geschäft. 

Die Kunden haben begonnen, ihr Konsumverhalten zu ändern. Einer Greenpeace-Studie folgend kaufen die Deutschen tendenziell weniger Kleidung. Und ein Blick in die Waschmittelwerbung zeigt, dass das Thema auch dort angekommen ist. Farben auffrischen ist möglich, lautet das Versprechen. Das sei doch besser, als ständig Neues zu kaufen. 

Politisch wird die Entwicklung unterstützt. So forderte der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments, dass Fast Fashion ein Ende gesetzt werden muss. Man hat auch schon genauere Pläne und Vorschläge. Diesen folgend sollen dann ausschließlich nach-haltige, kreislauffähige und sozial verantwortlich produzierte Textilien in den Handel kommen. Vieles muss sich ändern: Herstellungsprozesse sind so anzupassen und Materialien – möglichst in hohem Anteil recycelt – entsprechend auszuwählen, dass die Kleidungsstücke länger halten und die Stoffe später wiederverwendbar bzw. -verwertbar sind. Damit für die Käufer dann auch erkennbar ist, dass es sich um nachhaltig produzierte Ware handelt, soll ein digitaler Produktpass eingeführt werden.

Und die Modeindustrie selbst: Sie kehrt mittlerweile nach Europa zurück. Auch deshalb, weil sich so besser nachvollziehen lässt, wie produziert wird. Beispiel Portugal. Tagesschau.de berichtete unlängst über das Unternehmen Valerius 360, das Stoffe herstellt. Neue Garne entstehen hier aus Produktionsresten anderer textilverarbeitender Betriebe.

Nachhaltigkeit in einer Branche, die vom steten Wandel, vom immer wieder Neuen lebt. Das ist schwierig, aber vielleicht doch möglich. Zeitlose, klassische Mode als Fundament des eigenen Kleiderschranks, nicht jede Saison, nicht jedes Jahr muss man solche austauschen und erneuern. Vielleicht ist es auch möglich, mal etwas zu flicken oder umzuschneidern. Wenn sich dazu ein paar wenige Trendtupfer pro Jahr gesellen, die helfen Bewährtes aufzuwerten, wäre das nicht ausreichend?