Autor und Sprecher
Technik und Gestaltung
Foto von Anne Nygård auf Unsplash
Das tun wir alle mehrmals in der Woche, abgesehen von den planungsstarken Menschen, die es schaffen, der Angelegenheit nur einen Tag zu widmen, um sich dann für eine ganze lange Weile den schönen Dingen des Lebens zuwenden zu können. Das Einkaufen, unvermeidlich, je nachdem manchmal nervig, mitunter auch entspannend entlang der Regale zu schlendern und langsam den fahrbaren Warentransporter zu füllen. Die Sache ist: Das böse Erwachen kommt in jedem Fall an der Kasse, denn viele Güter des täglichen Bedarfs sind immer noch unfassbar teuer. Ich habe mir angewöhnt, während ich durch den Laden gehe, im Kopf die Preise zu addieren. Die dabei entstehende Summe macht einen nicht froher, erspart einem aber den Moment der Schockstarre nach dem letzten Pieps an der Kasse.
Und irgendwie werden wir die Inflation, die hinter allem steckt, nicht so richtig los. Die großen Notenbanken, vorgestern die FED in den USA, gestern die EZB in Frankfurt, sie er-höhen die Leitzinsen, versuchen so die Geldmenge zu begrenzen und die fortschreitende und sehr spürbare Geldentwertung zu stoppen, bislang mit mäßigem Erfolg. Im besten Fall werden zunächst einmal durch die Anhebung des Preises für Geld auch die Güter teurer. Das soll dafür sorgen, dass Konsumenten und Unternehmer Investitionen zurückstellen, die Nachfrage folglich nachlässt und die Güter schließlich günstiger werden, die Inflation also zum Halt kommt.
Nun ist eine direkte Wirkung auf die Preise, wie denen von Lebensmitteln oder Energien, welche starken Schwankungen unterliegen, durch die von den Zentralbanken vorgenommene Verknappung des im Umlauf befindlichen Geldes mithilfe der Zinserhöhung ohnehin nicht zu erwarten. Allerdings sollte sich die um diese Preissteigerungen bereinigte Kerninflation von der Maßnahme beeindruckt zeigen. Das allerdings ist bislang nicht im gewünschten Maße der Fall.
Verantwortlich dafür ist die „Deglobalisierung“ , Stichwort Umstrukturierung der Lieferketten. Diese waren infolge der Pandemie aus dem Takt geraten. In der anschließenden Nach-Coronazeit hat man daraus gelernt. Viele Unternehmen versuchen die von ihnen benötigten Teile und Vorprodukte bei Herstellern zu beschaffen, die sich in räumlicher Nähe, also aus unserer Sicht zumindest in Europa befinden oder sie produzieren selbst, was sie benötigen.Das führt unweigerlich zu Preissteigerungen. Denn so kostengünstig, wie vor Corona in Asien, kann man hier und bei unseren Nachbarn nun einmal nicht produzieren. Dieses Vorgehen treibt die Preise nach oben und dort bleiben sie auch.
Aber es gibt noch weitere Faktoren: Da ist die sogenannte „Gierflation“. Unternehmen haben mit Beginn der Inflation ihre Preise massiv erhöht bzw. halten sie immer noch auf diesem Niveau. Und das nur aus einem Motiv heraus: Maximierung ihres Gewinns. Dabei spielen die eigentlichen Kosten, die bei der Herstellung eines Produktes anfallen, nur eine untergeordnete Rolle. Hauptsache der Gewinn ist so hoch, wie eben möglich. Hinzu gesellen sich die Lohn-Tarifabschlüsse der letzten Monate. Den Arbeitnehmern steht – richtigerweise – mehr Geld zur Verfügung. Allerdings führt das auf Seiten der Arbeitgeber zu höheren Kosten, die dann wiederum entsprechende Preissteigerungen nach sich ziehen.
Und wie geht es weiter? Schauen wir auf den voraussichtlichen Verbraucherpreisindex des nun zu Ende gehende Monats Juli, so wird dieser nach Schätzungen um 0,3 Punkte höher ausfallen als im Juni. Die Inflationsrate steigt also nach drei Monaten der leichten Abschwächung wieder etwas an. Das liegt besonders an den Preisen für Lebensmitteln. Ich empfehle weiterhin Kopfrechnen beim Einkauf. Es kann helfen.