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Unsere Wirtschaft

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Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Burak The Weekender

Schauen wir zunächst einmal auf die Konjunkturdaten. Sie zeigen uns, wie es um die wirtschaftliche Entwicklung steht. Einen guten Eindruck davon erhält man, wenn man das Bruttoinlandsprodukt mehrerer Jahre miteinander vergleicht. Es zeigt für jedes Jahr den Wert aller in einem Land erbrachten Dienstleistungen und produzierten Güter. Nach Corona hat sich die Wirtschaft nicht so erholt, wie erhofft. Im letzten Jahr betrug das Wachstum 1,8 %. Nach zwei Minusquartalen im Winterhalbjahr stagnierte es im letzten Quartal. Für das Gesamtjahr kann wohl – orientiert man sich an den Wirtschaftswaisen – ein Wachstum von 0,2 % angenommen werden.

In unserem Radioprogramm MAG berichteten wir in den letzten beiden Wochen über weitere Indizes, die helfen die wirtschaftliche Entwicklung einzuschätzen. Der ifo-Geschäftsklimaindex bildet die Erwartungen der Unternehmen ab. Ein drittes Mal in Folge war er im Juni gefallen. Dann ist da die Inflation, gemessen wird sie mit dem Verbraucherpreisindex. Im Juni war dieser im Vergleich zum Vormonat noch leicht auf 6,4 % angestiegen, die Prognose für den Juli zeigt nun einen Wert von 6,2 %. Und auch die Zahl der Arbeitslosen ist in unserem Zusammenhang von Relevanz. Im Juli stieg sie leicht auf 5,7 % an.

Die Gründe für diese insgesamt trostlose Entwicklung: Experten verweisen darauf, dass wir es nicht mit einem konjunkturellen Knick zu tun haben, dem man mit einem entsprechenden die Nachfrage ankurbelnden Programm entgegenwirken könnte. Sie machen die folgenden Faktoren für die derzeitige Situation verantwortlich: ein Übermaß an Bürokratie, einen Mangel an Fachkräften, zu hohe Energiepreise, Abgaben und Steuern.

Im Detail: Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung, rät dringend – während er das von der CDU geforderte Konjunkturprogramm als nicht problemlösend identifiziert – die folgenden Maßnahmen umzusetzen: Die Reduzierung der Bürokratie, eine Investitionsoffensive und eine Stärkung der Sozialsysteme, scheinen ihm geeignet, die strukturellen Probleme der Wirtschaft zu lösen. Langfristig wirkende Maßnahmen.

Sebastian Dullien, er ist Chef des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung sieht zwei Problemfelder, bei denen dringender Handlungsbedarf besteht: Zum einen die Unsicherheit der Unternehmen bezogen auf die Entwicklung der Preise für Energie, zum anderen die Kaufzurückhaltung der Konsumenten. Dullien empfiehlt der Regierung, Klarheit bezüglich der Energiepreisentwicklung bis 2030 herzustellen und Superabschreibungen einzuführen. Mit diesen könnten Firmen ihre Investitionen schnell steuermindernd geltend machen. Das Problem der mangelnden Nachfrage, so meint der Experte, würde sich durch eine nachlassende Inflation und höhere Löhne gleichsam von selbst lösen.

Viele weitere Fachleute unterbreiten zurzeit die unterschiedlichsten, zum Teil gleichen, zum Teil voneinander abweichenden Vorschläge zur Verbesserung der ökonomischen Lage. Wichtig für die Politik ist zweierlei: Sich nicht treiben zu lassen, sondern mit Besonnenheit Vorschläge zu prüfen und solche auswählen, die ein Maßnahmenpaket ergeben, das vor allem langfristig wirkt. Und was sie tunlichst unterlassen sollte, ist, hektisch irgendwelche Konjunkturprogramme zusammenzuzimmern, die eventuell kurzfristig wirken, aber die wirtschaftliche Lage des Landes über einen längeren Zeitraum nicht verbessern werden.