Autor und Sprecher
Technik und Gestaltung
Foto von Nikolaos Dimou
Es ist schon erstaunlich, dass man sich manches Datum nicht merkt oder zumindest notiert, obwohl ein damit verbundenes Ereignis durchaus im eigenen Leben von großer Bedeutung ist. Aufgehört habe ich vermutlich irgendwann in den Wintermonaten 2018, dies lässt sich in der Tat mithilfe meiner Amazon-Bestellhistorie nachvollziehen. Im Spätsommer hatte ich noch einen durchaus wertigen und teuren Verdampfer bestellt, von dem ich weiß, dass ich ihn nur wenige Monate verwendet habe. Und eigentlich wollte ich mir das Rauchen auch gar nicht abgewöhnen, irgendwie geschah es unter Verwendung des Vaporizers fast unmerklich, pöh a pöh ließ das Bedürfnis nach und dann – wirklich ganz urplötzlich – fand ich mich im Land der Nichtraucher wieder. Warum ich diese Geschichte überhaupt erzähle? Das Vapen war es, das mir den Weg in ein Leben ohne diese Abhängigkeit ermöglich hat. Dennoch gibt es keinen Grund, auf diese Art des Zigarettenersatzes ein hohes Lied zu singen.
Warum? Vaporizer haben mittlerweile eine zahlreiche Anhängerschaft gefunden. Dies an sich ist unproblematisch und wer raucht oder dampft, der entscheidet das als mündiger Mensch für sich selbst. Problematisch wird es dann, wenn sich die Schwelle für den Einstieg ins vermeintlich gesündere Genießen durch diese Geräte altersmäßig nach unten verschiebt und mit Vapes, günstigen elektronischen Einwegverdampfern, Menschen erreicht werden, für die das Rauchen gar nicht in Frage käme.
Aufmerksam wurde ich auf dieses Thema durch einen Artikel auf heute.de. Neu ist nicht die fruchtige Geschmacksvielfalt der Liquids bei e-Zigaretten. Überraschend hingegen sind ihre mir vollkommen entgangene Allgegenwärtigkeit und ein kunterbuntes Design, welches sie wie harmloses Spielzeug oder ein modisches Accessoire wirken lässt. Fünf Millionen der Einwegverdampfer werden monatlich verkauft, in der Gruppe der jüngeren Menschen im Alter von 14 bis 24 ist ihre Nutzung im letzten Jahr merklich angestiegen.
Im September 2021 beschäftigte sich stern.de mit diesem Thema am Beispiel der Elf Bars. Christina Schadt, sie arbeitet bei der Fachstelle für Suchtprävention Berlin, erklärt in dem Online-Artikel, dass die bunten und in diversen Geschmacksrichtungen erhältlichen Vapes von Erwachsenen häufig gar nicht als solche erkannt werden würden. Rund 600 Züge enthalte eine derartige E-Zigarette und sei im Vergleich zu einer Schachtel herkömmlicher Glimmstängel mit einem Preis von sieben bis zehn Euro deutlich günstiger.
Das Problem also ist offensichtlich. Die Elf Bars und ihre Konkurrenten, beworben werden sie unter anderem auch von sogenannten Influencer, sind für ein jüngeres Publikum attraktiv, erschwinglich, an vielerlei Orten zu erhalten und versprechen einen unmittelbares und unkompliziertes Rauchvergnügen. Expertin Schadt weist darauf hin, dass hier junge Menschen an das Rauchen herangeführt werden, die das sonst nicht täten.
Schaut man sich die Konsequenzen des Konsums der Einwegzigaretten an, so sind hier besonders zwei Aspekte zu beleuchten: Die Folgen für die Umwelt sind erheblich. Haben die Vapes ausgedampft, so sind sie beim Wertstoffhof als Elektroschrott abzugeben. Das geschieht kaum, der nächste Abfallbehälter und damit eine nicht fachgerechte Entsorgung wird von den meisten e-Rauchern bevorzugt. Somit entsteht, denkt man alleine an die Batterien, ein erheblicher Schaden für die Umwelt.
Und dann ist da die Frage nach den gesundheitlichen Folgen. Experten aus Medizin und Wissenschaft warnen vor dem enthaltenen Nikotin und dessen Auswirkungen auf das Herz-Kreislauf-System des Menschen. Zudem seien die Langzeitfolgen der inhalierten Aerosole noch nicht geklärt. Propylenglykol zum Beispiel wirkt entzündlich und gentoxisch.
War das Dampfen für mich der Einstieg in den Ausstieg, so scheint sich das Blatt jetzt doch gewendet zu haben und für Menschen jüngerer Generationen sind die gut verfügbaren, farbenfrohen und geschmacksintensiven Vapes der Startpunkt in eine Abhängigkeit, gerade auch für jene Personengruppe, für die eine klassische Zigarette gar nicht in Frage gekommen wäre.
Christina Schadt fordert, so wird sie auf heute.de zitiert, die Umsetzung folgender aus ihrer Sicht wirksamer Gegenmaßnahmen: ein Verkaufsverbot oder eine starke Einschränkung der Verfügbarkeit, das Entfallen jeglicher Werbung und die Erhöhung der Preise. Darüber hinaus sei es besonders wichtig, immer wieder mit den Jugendlichen über die Themen Dampfen und Rauchen im Gespräch zu sein. Als langjähriger Raucher und vorübergehender Nutzer eines Vaperizors stehe ich hier gerne zur Verfügung und kann bereitwillig von den Folgen berichten, die der Jahrzehnte währende Konsum von Zigaretten in meinem Körper hinterlassen hat.