Autor und Sprecher
Technik und Gestaltung
Foto von Karolina Grabowska
Montag, Dienstag, Mittwoch, Donnerstag … Wochenende. Wovon noch viele Arbeiter und Angestellte träumen und was manchen Unternehmern die Sorgenfalten auf die Stirn treiben mag, kann durchaus bald Realität in der Arbeitswelt sein. Glaubt man den in dieser Woche veröffentlichten Ergebnissen eines Modellversuchs in Großbritannien – hier hatten 61 Unternehmen auf den 5. Arbeitstag in der Woche verzichtet – so sind die Effekte einer solchen tiefgreifenden Änderung des gewohnten Arbeitszeitmodells durchgehend positiv. Darüber berichteten am 21. Februar 2023 tagesschau.de, stern.de und der Spiegel, ebenso CNN.
Schauen wir zunächst, was Chefs, deren Firmen an dieser Studie teilnahmen, zurückzumelden hatten: Die Mitarbeiter waren ausgeruhter und motivierter. Dies führte zu einer höheren Produktivität. Zudem war die Zahl der Fehltage signifikant zurückgegangen, um 65 Prozent. Ebenso fielen weniger Mitarbeiter über einen längeren Zeitraum aus. Entscheidend auch: Ein Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber kam weniger oft in Frage, der Anteil derer, die eine Firma verließen, nahm um 57 % ab. Und wirtschaftlich scheint das Modell mehr als tragfähig, denn 56 der beteiligten Unternehmen wollen bei der Vier-Tage-Woche bleiben.
Insgesamt gelang es den Unternehmen ihre Produktivität zu erhalten, diese zum Teil sogar zu steigern. Wie man das Ziel erreichte? Meetings wurden verkürzt und mehr Zeiten für konzentriertes Arbeiten geschaffen. Bei einem ähnlichen Versuch in Island, auch hier bewährte sich die Arbeitszeitverkürzung, fanden Optimierungen bezogen auf den einzelnen Arbeitsplatz und dessen Erfordernisse statt, so verteilte man Aufgaben neu oder modifizierte beispielsweise den Schichtbetrieb.
Und die Mitarbeiter? Sie waren im Durchschnitt 32 Wochenstunden beschäftigt, verteilt auf 4 Tage. In manchen Unternehmen verlängerte man das Wochenende, in anderen wurde der zusätzliche freie Tag innerhalb der Woche gewährt. Die befragten Arbeitnehmer, sie freuten sich über das Mehr an freier Zeit, die sie für sich und ihre Familien nutzen konnten. Besonders Eltern waren begeistert, da sie nun mehr Zeit hatten für ihre Kinder da zu sein. Das ist in Großbritannien auch von Vorteil, da die Betreuung des Nachwuchses mit erheblichen Kosten verbunden ist. Und sonst: Die Hausarbeit konnte auf den zusätzlichen freien Tag verlegt oder neuen Hobbys nachgegangen werden.
Es scheint also eine Win-win-Situation für alle Beteiligten zu sein, wenn ein Arbeitstag in der Woche gestrichen wird. Ist der Weg in die 4-Tage-Woche realistisch, ist er ein für alle Unternehmensformen langfristig erreichbares Ziel, auf das hinzuarbeiten sich lohnt, wie kann man die kürzere Woche in sozialen, erzieherischen und medizinischen Tätigkeitsbereichen adäquat abbilden? Versuche auch anderswo in der Welt haben gezeigt: Es finden sich Wege einer gelungenen Umsetzung, wenn man es ernsthaft versucht. Die Ergebnisse aus England und sonstigen Ländern machen Mut in diese Richtung zu denken. Und hält die technologische Entwicklung weiter ihre Geschwindigkeit aufrecht, dann müssen wir unsere Arbeits- und Lebensorganisation in vielen Bereichen ohnehin neu überdenken. Wäre es nicht wunderbar, wenn ein Teilergebnis dieses Prozesses ein Mehr an Freiheit des Einzelnen und damit ein Plus an Zeit für ein selbstbestimmteres Leben und die Zuwendung zu unseren Mitmenschen wäre?
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