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Hitze

Foto von Mike Erskine auf Unsplash

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

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Das Wetter vom Samstag, rund um unsere Berglandstudios herum: Verstörend. Angekündigt  worden war uns große Hitze. Zunächst gab es noch eine ordentliche Portion Restwärme vom Vortag, in der Nacht keine wirkliche Abkühlung. Daran anschließend zog es sich zu und es folgten Regenschauer. Mit ein bisschen Durchzug war Putzen kein Problem. Nächster Gang auf der Karte des samstäglichen Wettermenüs: Plötzlich drückende Schwüle, wie aus dem Nichts. Sie hätten die Luft schneiden können. Und als wir am Nachmittag zum Einkaufen etwas in Richtung Süden vorrückten, wurde die Sache nicht besser. Am Abend und in der Nacht zum Sonntag dann Abkühlung, angenehm. Und bei Ihnen?

Gestern war – wie im Wetterbericht vorab angekündigt – der bislang heißeste Tag im Jahr. Am Nachmittag wurden an einer Station des Deutschen Wetterdienstes in Möhrendorf-Kleinseebach 38,8 Grad Celsius gemessen. Rekordwerte auch in anderen Teilen Bayerns, ebenso in Sachsen und lokal in Baden-Württemberg. Selbst an der Ostsee stellte man Temperaturen deutlich über 30 Grad fest.

Zurück nach Baden-Württemberg, hier wurde es in der Nacht auf Sonntag sehr ungemütlich. Gewitter, die ihren Ursprung in Frankreich hatten, zogen ins Land. Am Tunisee bei Freiburg wurde das Sea You Festival abgebrochen, 22.000 Menschen gelang es innerhalb von 40 Minuten das entsprechende Gelände verlassen. Ein größerer Sachschaden entstand in Ilsfeld im Kreis Heilbronn, dort erwischte ein Blitz eine Scheune, in der Strohballen lagerten. Es kam zu einem Brand.

Dieser Sommer ist heiß und das führt zu mannigfaltigen Problemen, auch jenseits von Gewittern und Starkregen. Die großen Flüsse verlieren Wasser. Noch ist es nicht so dramatisch wie im letzten Jahr. Was den Rhein betrifft, gibt es bei Kaub eine Engstelle, hier liegt der Wasserpegel im Moment unter einem Meter, was für einige Frachtschiffe bedeutet, dass sie dort nur mit reduzierter Ladung verkehren können.

Deutlich schlechter ist die Lage an der Oder, hier sind die Pegel an den meisten Messpunkten zu niedrig, erste Einschränkungen für die Schifffahrt gelten bereits. Auch die Elbe ist betroffen, auf ihr können Schiffe nur noch mit begrenzter Abladetiefe verkehren. Das ist der aktuelle Stand der Dinge bei uns.

Schaut man sich weiter auf unserem Kontinent um, ist die Lage oftmals noch problematischer. 4.500 Hektar Wald sind binnen weniger Stunden gestern auf La Palma verbrannt. Enorme Hitze, dazu Wind, die Verantwortlichen für diese Katastrophe. Viel zu hohe Temperaturen herrschten am Wochenende auch in anderen Regionen Südeuropas, in Italien oder Griechenland war es teilweise deutlich über 40 Grad heiß.

Erschreckend ist, dass bereits in der Zeit vom 3. bis 6. Juli , so der italienische Meteorologe Mercalli, alle Temperaturrekorde auf diesem Planeten gebrochen wurden. Schauen wir uns um: In Kanada war die Zahl der Waldbrände bis gestern auf 670 gestiegen, Millionen von Bürgern im Süden der USA leiden unter einer furchtbaren Hitzewelle. In der Nacht kühlt es in manchen Städten nicht unter 38 Grad Celsius ab, Menschen retten sich bei Tagestemperaturen von bis zu 45 Grad in sogenannte Cooling Center, sie sind gerade für Personen ohne festen Wohnsitz die einzige Chance zu überleben.

Es scheint fast so, als hätten wir es geschafft, den Planeten ordentlich aufzuheizen. Wetterextreme jeder Art bedrohen die Existenz von Pflanzen, Tieren und zuletzt auch Menschen. Dieser Satz wurde schon so oft gesagt, aber offenbar immer noch nicht verstanden: Die Natur braucht uns nicht, wir aber brauchen die Natur. Wenn unsere Einsicht erst dann einsetzt, wenn uns das Wasser bis zum Hals steht oder nicht mehr verfügbar ist, dann wird es jedenfalls zu spät sein.