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Air Defender – ein Manöver

Foto von Matias Luge: https://www.pexels.com/de-de/foto/miniatur-weisser-hintergrund-kampfjet-f18-14233315/

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Matias Luge

Das Luftwaffen-Manöver „Air Defender“. Es beginnt am kommenden Montag und endet am 23. Juni. Direkt betroffen sind Mecklenburg-Vorpommern, Teile Sachsens, Baden-Württemberg, Bayern, Schleswig-Holstein, Niedersachsen sowie der Luftraum über Nord- und Ostsee. Der Aufwand ist enorm, es beteiligen sich Streitkräfte aus 25 Nationen, 250 Helikopter und Flugzeuge werden zum Einsatz kommen. Auch die Vorbereitungen sind von großem Umfang: Im niedersächsischen Wunstorf geht ein eigens eingerichtetes Tanklager in Betrieb, es wird annährend 2,4 Millionen Liter Kerosin bereitstellen. Und um weitere deutsche Luftwaffenstützpunkte herum wurden Unterbringungsmöglichkeiten für Soldaten aus anderen Ländern eingerichtet.

Der situative Ausgangspunkt des Manövers, er ist gemessen an der politischen Lage in Europa im Jahr 2023 leider realistischer denn je. Das Szenario: Das fiktive östliche Militärbündnis Occasus hat zusammen mit Spezialtruppen die Grenzen der Bundesrepublik überschritten und hält den Osten des Landes besetzt. Es bestehen zudem Probleme bei der Energieversorgung. Hinzu kommen Desinformationskampagnen in Deutschland. Und die Bevölkerung, sie ist von Corona und der Inflation erschöpft.

Das alles ist Grundlage der Übung, die – wäre sie kein Szenario, sondern Realität – entsprechend Artikel 5 des Nato-Übereinkommens – den Bündnisfall auslösen würde. Aus dem Nordatlantikvertrag: „Die Parteien vereinbaren, dass ein bewaffneter Angriff gegen eine oder mehrere von ihnen in Europa oder Nordamerika als ein Angriff gegen alle angesehen wird.“ Entsprechend dieser Formulierung sichern sich die Bündnismitglieder gegenseitigen Beistand zu. Dieser muss mitunter unmittelbar erfolgen. Um das gewährleisten zu können, verfügt die Nato über sogenannte „Schnelle Eingreiftruppen“ mit einer Stärke von 40.000 Soldaten. Eine personelle Aufstockung dieser Verbände wurde bereits beschlossen.

Dass ein solches Manöver wie „Air Defender“ für Umwelt und Natur nicht gut ist, muss erwähnt werden. Die Belastung durch den Fluglärm, sie wird trotz der Verteilung der Luft-bewegungen auf bestimmte Tagesabschnitte in unterschiedlichen Gebieten erheblich und spürbar sein. Für die Tierwelt sind die negativen Folgen lauter Luftverkehrsgeräusche mittler-weile hinreichend beschrieben. Hinzu kommen Millionen Liter Kerosin und weitere Treibstoffe, deren Verbrennungsprodukte die Luft belasten werden.

Und auch der Alltag im Land, er wird beeinträchtigt sein. 50.000 Minuten Verspätung pro Tag bedingt durch das Manöver stellt die Deutsche Gesellschaft für Flugsicherung in Aussicht. An den Airports in Berlin und Frankfurt könnte es zu größeren Schwierigkeiten kommen. Ausgleichszahlungen aufgrund von Verzögerungen haben betroffene Passagiere nicht zu erwarten. Fällt der gewünschte Flug aus, so wird die jeweilige Airline versuchen, eine Ersatzverbindung anzubieten oder eine Erstattung des Flugpreises veranlassen.

Aufwändig in Planung und Umsetzung, nicht folgenlos für Natur, Tiere und Menschen. Zu üben, wie man sich am besten verteidigt, lässt sich kaum anders bewerkstelligen. Und es geht nicht nur um eine optimale Vorbereitung für einen möglichen Verteidigungsfall. Es geht vielmehr darum, denen, die meinen mit Hilfe militärischer Mittel ihre Expansionspolitik fortführen zu können, besonders eines deutlich zu machen: Die Natomitglieder, sie sind bereit, vor allem aber auch militärisch in der Lage, füreinander einzustehen, wenn es nötig ist. Zu hoffen bleibt, dass genau diese Notwendigkeit nicht eintritt.