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Wo Meinungen aufeinander treffen

Auf1

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von JESHOOTS.com

Schauen Sie noch fern oder streamen Sie lieber?

Wenn Sie eher internetaffin sind, dann kennen Sie vielleicht das Programm, über das wir heute sprechen wollen, bereits.  240.000 Menschen folgen dem rechtsalternativen Sender aus Österreich Auf1 über Telegram.

Das reichte offenbar nicht aus, denn mittlerweile ist das Programm auch über Satellit für einige Stunden am Tag empfangbar, eingebettet in die Umgebung von S R G T           TV.

Möglich wurde das durch einen Arzt aus Baden-Württemberg. Dieser betreibt einen YouTube-Kanal in dem es um Themen wie Impfschäden und Verschwörungstheorien geht. Der Mediziner hatte bereits 2021 eine Sendelizenz bei der Stuttgarter Landesanstalt für Kommunikation erhalten. Diese stellt er jetzt dem österreichischen Programm zur Verfügung.

Sechs Stunden am Tag ist nun also ein Sender empfangbar, der sich oberflächlich betrachtet so präsentiert, wie andere Nachrichten- und Magazinangebote im Fernsehen auch.

Ein genauerer Blick auf das Programm und die dazugehörige Internetseite lassen erkennen, worum es wirklich geht:

Die Welt aus einer rechten Perspektive betrachten, angebliche Verschwörungen aufdecken. Man richtet sich gegen die Energiewende und queere Kultur.

Weitere Themen: Gefahren der Corona-Impfung oder auch die Migrantenströme, welche Europa aus Sicht der Redakteure von Auf1 überrollen.

Bleiben wir bei diesem Beispiel. In einem Beitrag vom 15. September in den Auf1-Nachrichten, der sich auf die aktuelle Situation auf der Mittelmeerinsel Lampedusa bezieht, wird der stellvertretende Ministerpräsident Italiens Salvini zitiert.

Dieser bezeichnete den zunehmenden Flüchtlingsstrom dorthin als Akt des Krieges und sprach von einer gezielten und organisierten Invasion. Die Einschätzung der Lage und die Wortwahl des Mitglieds der neofaschistischen Regierung Italiens, sie passt nur zu gut zur Perspektive, die das Programm Auf1 hat und vertritt.

Anschließend geht es in den Nachrichten um den Begriff des Bevölkerungsaustausches, ein durchaus beliebtes Thema im rechtsalternativen Programm des Senders. Was genau ist damit gemeint? In Kürze: Der auch „Großer Austausch“ genannte Vorgang führe zur Verdrängung der einheimischen weißen europäischen Bevölkerung, die durch Nichtweiße und muslimische Menschen ersetzt würden.

Dabei handle es sich um einen geplanten Vorgang, verantwortet zum Beispiel von Globalisten, der Privatwirtschaft und auch den Multikulturalisten, um nur einige als Initiatoren Verdächtige zu nennen. Eine weitere Verschwörungstheorie also.

Wer steht hinter dem Programm Auf1? Sein Begründer heißt Stefan Magnet. Politisch befindet er sich in der Nähe rechtspopulistischer Parteien wie der FPÖ oder AfD, kann dem rechtsextremen Spektrum zugeordnet werden. Auch dabei Martin Müller-Mertens, vormals tätig für das rechte „Compact-Magazin“, das vom Bundesamt für Verfassungsschutz beobachtet wird.

Zwei Fragen stellen sich nun: Die Erste ist medienrechtlicher Natur. Das Senden des Programms im Rahmen von SRGT TV könnte von der zuständigen Landesanstalt in Baden-Württemberg auf seine Rechtmäßigkeit hin überprüft werden. Letzten Erklärungen der Behörde folgend wollte man sich mit der Sache befassen.

Frage Nr. 2: Wird das Programmangebot, welches über Satellit ausgestrahlt wird, der neuen Rechten zusätzliche Anhänger verschaffen können, den Populismus also noch populärer machen?

Das lässt sich zurzeit schwer sagen und hat auch damit zu tun, wie und in welcher Form sich Auf1 weiterentwickelt.

Im Moment jedenfalls wirken die Beiträge und Moderationen sehr hölzern, geradezu monoton. Das muss aber mit Sicht auf die möglichen Empfänger kein Nachteil sein.

Die Vorstellung, dass ein Fernsehprogramm einfach so und ungehindert rechtspopulistische Inhalte und Verschwörungstheorien in harmlos wirkenden Nachrichten-, Berichts- und Interviewformaten verbreiten darf oder auch aktiv zur Ausgrenzung einzelner Bevölkerungsgruppen durch nicht objektive Berichterstattung beiträgt, ist für sich genommen bereits erschreckend.

Neu allerdings ist das alles nicht, wie das Beispiel Fox-News in Amerika zeigt. Solche und ähnliche Programmangebote wirken gesellschaftlich polarisierend und dem Gedanken einer freiheitlichen Demokratie entgegen. Sie tun uns nicht gut.