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Technik und Gestaltung
Foto von Markus Spiske
Guten Morgen! Sind Sie noch auf dem Weg zur Arbeit oder bereits angekommen? An diesem Montag, den 27. März 2023 eine mehr als bedeutsame Frage, denn heute ist Megastreik in der Bundesrepublik. Zwei Gewerkschaften, nämlich verdi und die EVG hatten dies bereits am Donnerstag angekündigt und seitdem überschlugen sich die Meldungen darüber, wie anders der heutige Wochenstart aussehen wird, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein möchte oder muss.
Klar ist, der ICE 474, welcher um 7.47 Uhr den Frankfurter HBF für gewöhnlich verlässt, um dann um 10.17 Uhr in Hannover sein Ziel zu erreichen, er wird heute nicht fahren. Die Bahn hat im Vorhinein der Arbeitsniederlegung angekündigt, dass der gesamte Fernverkehr eingestellt wird. Wer also gerne eine längere Reise auf der Schiene tut und dies für den Wochenbeginn geplant hat, wusste seit Tagen: Das wird nichts. Ob Fliegen eine Alternative sein könnte, kommt darauf an. Flughäfen – außer Berlin – sollen umfassend bestreikt werden, der Betrieb dort wird erheblich eingeschränkt sein, in Frankfurt findet am Montag kein regulärer Passagierverkehr statt, in München ist das bereits seit Sonntag so. Problematisch wird es ebenfalls für die Pendler, denn in vielen Bundesländern steht auch der Regionalverkehr still.
Das Ganze wieso? Heute startet die dritte Verhandlungsrunde im öffentlichen Dienst. Auf der einen Seite Bund und Kommunen, ihnen gegenüber verdi und der Deutsche Beamtenbund. Es geht um 10,5 Prozent mehr Geld, mindestens aber 500 € monatlich, die von den Arbeitnehmervertretern gefordert werden. Das ist nur die eine Seite des Geschehens. Parallel verhandeln zurzeit die Bahn und die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, letztere verlangt eine Lohnerhöhung von 12 Prozent, mindestens 650 € im Monat. Da die den Arbeitnehmervertretern gegenüberstehenden Arbeitgeberparteien keine den Gewerkschaften angemessen erscheinenden Angebote unterbreitet hatten und eine Einigung folglich nicht erreicht wurde, findet nun der sehr weitreichende Warnstreik am heutigen Tage statt.
Im Vorfeld ließ die Arbeitgeberseite ihr Unverständnis für die Ankündigung der Arbeitsniederlegungen laut werden: Der zuständige Vertreter der Bahn bezeichnete das Agieren der EVG als vollkommen überzogen, unnötig und unverhältnismäßig. Von Seiten der kommunalen Arbeitgeber hieß es, die Maßnahmen der Gegenseite seien „nicht okay“.
Gedanken machte man sich seit dem Ende der letzten Woche um die Güterversorgung im Land, denn wenn heute Morgen viele Menschen aufgrund des Streiks mit ihren privaten PKWs unterwegs sind, kann es sehr voll werden auf den Straßen. Der Bundesverband Güterverkehr und Logistik hatte am Freitag bereits darauf hingewiesen. Einige Bundesländer verzichteten gestern auf Kontrollen des sonntäglichen LKW-Fahrverbotes – darum hatte Verkehrsminister Wissing gebeten, damit benötigte Waren bereits an den gewünschten Ort rollen konnten.
Wie auch immer der Tarifkonflikt ausgehen und welche Einigung man am Ende finden mag, die Folgen des heutigen Warnstreiks werden für viele Menschen spürbar sein. Brauchen werden sie an diesem Montag zunächst einmal aber eines: Einen guten Plan um von A nach B zu kommen und vor allem Geduld.