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Die Königin

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Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Pixabay

Sie beginnt am Kreuz Dortmund-Nordwest und endet am Seligenstädter Dreieck, ihre Gesamtlänge beträgt 257 Kilometer und als die Straße 1971 eröffnet wurde, galt sie als eine der modernsten Verkehrswege der Republik, die A 45, einstmals mit dem Titel „Königin der Autobahnen“ versehen. Es ist der Zahn der Zeit und stetige Überlastung, die das Bauwerk an vielen Stellen marode und damit sanierungsbedürftig hat werden lassen. Über die Hälfte der 60 Talbrücken, die Autobahn wäre aufgrund der landschaftlichen Gegebenheiten entlang derer sie verläuft, ohne diese gar nicht denkbar, werden ersetzt werden müssen. Damit hat man bereits begonnen, ein Großteil dieser Aufgabe liegt aber noch vor den Mitarbeiter: Innen der Autobahn GmbH.

Es war am vergangenen Sonntag, als ein Stück A 45-Geschichte geschrieben wurde. Die Rahmedetalbrücke bei Lüdenscheid – unzählige Male nutzte ich in der Vergangenheit diese Überführung, ohne einen Gedanken an den Zustand dieses oder eines anderen Brückenbauwerkes auf der Trasse zu verschwenden – diese wurde nun gesprengt. Zu befahren war die Brücke schon seit dem 2. Dezember 2021 nicht mehr. Die Gründe für die damals unvermeidliche Sperrung: Risse, Korrosionsschäden und Verformungen. Schließlich war hier nichts mehr zu instand zu setzen, den Sanierungsbedarf hatte man jahrelang ignoriert.

Genau einmal nutzte ich die Umleitung, die sich aus der Schließung der Brücke ergab. Mein Bedauern gilt allen, die seit deren Existenz bis zum heutigen Tag und auch noch in den künftigen Jahren dies bis zum Abschluss des nun notwendigen Neubaus tun müssen. Die Autoschlangen, sie bewegen sich quälend langsam durch Teile von Lüdenscheid. Wir benötigten seinerzeit 45 Minuten nur für den Umweg.

Kaum vorstellbar, was diese Maßnahme für Pendler bedeutet. Auszubildende – so hört man – die regelmäßig zur Berufsschule nach Dortmund fahren mussten, haben wegen des deutlich zeitaufwändigeren Fahrweges ihre Lehre beendet. Und Fachpersonal, das man in der Region dringend benötigt, es wird kaum durch diese und weitere Umleitungen sowie notwendige Baumaßnahmen entlang der A 45 in die Region gezogen werden.

Die wirtschaftliche Schlagader zwischen Ruhrgebiet, dem Siegerland und Hessen, die die Autobahn nämlich auch ist, es handelt sich bei ihr um einen Notfallpatienten. Dessen unvermeidliche Behandlung, betrachtet nur das Beispiel der Rahmedalbrücke, führt bis zum Abschluss des Neubaus zu einem wirtschaftlichen Gesamtschaden von 1,8 Milliarden Euro für die Dauer der Schließung.

Ein Sperren eines Autobahnabschnittes von heute auf morgen, am vergangenen Sonntag nun die vollständige Sprengung einer Überführung und schließlich die Aussicht auf eine noch lange alternativlose Umleitungsstrecke, all dies erscheint als der wohl denkbar schlechteste Verlauf einer Instandsetzungsmaßnahme. Allerdings: Die Sanierungsarbeiten an anderen Stellen – das ist eine gute Nachricht – erfolgen ausgesprochen planvoll, schrittweise und erfolgreich, zum Beispiel auf dem Abschnitt zwischen Siegen und der Landesgrenze nach Hessen. Es geht also auch anders. Das setzt allerdings ein rechtzeitiges Reagieren und Agieren voraus. Zu hoffen bleibt, dass genau diese Vorgehensweise bei den noch anstehenden Arbeiten die Normalität abbildet und die Rahmedetalbrücke einen Ausnahmefall darstellt.