netkiosk.digital

Wo Meinungen aufeinander treffen

Die Ticket-Zwischenbilanz

Photo by Jonas Horsch: https://www.pexels.com/photo/city-street-train-blur-12789826/

Autor und Sprecher

avatar
Christian Spengler
avatar
Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

avatar
Thorsten A. Siefert

Foto von Mike Erskine auf Unsplash

Wenn Sie alleinstehend sind, beläuft sich der Betrag auf 502 € monatlich. 10% davon fehlen ihnen, wenn sie sich für den regelmäßigen Kauf eines 49 €-Tickets entscheiden. Für jemanden, der Bürgergeld bezieht, ist das ein nicht unerheblicher Teil seines Einkommens. Bevor wir hier also vom Erfolg des Super-Fahrscheins sprechen, möchte ich angemerkt wissen, dass man sich diesen – trotz des unschlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnisses – auch leisten können muss. Vollkommen natürlich ergibt sich daraus für mich die Konsequenz, dass Menschen, die von Transferleistungen des Staates leben, den Fahrausweis kostenlos erhalten sollten, ohne etwa einen Antrag auf einen Zuschuss zum Kaufpreis als Ergänzung des Regelbedarfsanteils für fremde Verkehrsdienstleistungen stellen zu müssen, der nur in begründeten Ausnahmefällen genehmigt wird. Der soeben verwendete Verwaltungsfach-begriff sowie das gesamte Verfahren entsprechen nicht meiner Vorstellung von barrierefreier Teilhabe. Und damit wir uns richtig verstehen: Auch wer wenig verdient oder eine geringe Rente bezieht, sollte meines Erachtens den begehrten Monatsfahrschein kostenlos erhalten können.

Das vorausgeschickt, kann man beim 49 €-Ticket zunächst einmal von einem Erfolg sprechen. Die Bahn jedenfalls sieht das so. Evelyn Palla, bei dem Unternehmen leitend verantwortlich für DB-Regio, berichtet von einem Fahrgastanstieg im Monat Juni. Im Vergleich zum April dieses Jahres habe man einen Zuwachs von 25 % an Fahrgästen verzeichnen können. In einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland wies Palla darauf hin, dass das Nutzungsprofil zum Teil dem des letzten Sommers, als es das 9€-Ticket für wenige Monate gab, entspreche. Gerade während der Ferien werde der günstige Fahrschein häufig verwendet, um Ausflugsziele zu erreichen.

Die Politik, namentlich der Bundesverkehrsminister, spricht von einem Riesenerfolg. Die Zahl derer, die den ÖPNV im Land nutzen, sie sei um eine Million angestiegen. Und diese Neu-Fahrgäste nutzen das Ticket nicht nur zu besonderen Anlässen, sondern auch im Alltag. Menschen, die man offenbar für das Nahverkehrsangebot hat gewinnen können. Wissing betont im Übrigen, dass sich der vergünstigte Fahrschein gerade auf dem Lande lohne und eine preiswerte Alternative zu teuren Monats- oder Einzeltickets darstelle. Das ist richtig, allerdings müssen auch ausreichend attraktive Verbindungen vorhanden sein, damit sich die Nutzung des ÖPNV auszahlt. In ländlichen Regionen ist dies nicht immer der Fall.

Ein Erfolgsmodell ist das 49-Euro-Ticket sicherlich auch bei den Schülern. In Rheinland-Pfalz erhalten sie ganzjährig anstatt des auf eine Destination begrenzten Monatsfahrscheins jetzt auch das beliebte Ticket, mit dem sie in jeden Winkel der Republik reisen können. An Wochenenden und gerade jetzt während der Ferien die Welt jenseits der zwei Bushaltestellen im Dorf entdecken, das scheint mir mehr zu sein als nur ein Zugewinn an Mobilität.

Skeptisch, dies bedarf noch der Erwähnung, sieht der Fahrgastverband Pro-Bahn die ganze Angelegenheit. Viele Menschen habe man nicht für den ÖPNV gewinnen können, immerhin sei aber dessen Nutzung nunmehr billiger und einfacher. Außerdem mahnt man von Seiten des Verbands den notwendigen Ausbau der Infrastruktur an.

Bleibt noch die Frage: Wie geht es weiter? Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages, weist darauf hin, dass die Finanzierung des 49 €-Tickets nur für dieses Jahr aber nicht darüber hinaus gesichert sei. Entsprechende Kostenzusagen vom Bund und den Ländern für kommende Jahre würden noch fehlen. Zudem müsse der ÖPNV durch eine Verbesserung des Angebots von Verbindungen und eine ausreichende Zahl an Fahrzeugen insgesamt attraktiver gemacht werden. Da hat Herr Dedy ganz sicher Recht.  

Kurzbeitrag MAG:

Hurra, die Lebensmittel werden teurer. Einige zumindest. Neun ausgewählte Produkte sind in dieser Woche bei Penny zu einem Preis erhältlich, welcher auch die Kosten berücksichtigt, die jenseits der unternehmerischen Kalkulation anfallen. Beispiele: So kosten die Käsescheiben nicht mehr 2,19 €, sondern 3,70 €, den Fruchtjogurt erhält man für 1,64 € statt 1,19 €.

Aufgeschlagen auf den Preis wird hier eine sogenannte Umweltpauschale, die auch Kosten beinhaltet, die zum Beispiel durch den Verbrauch natürlicher Ressourcen, Überdüngung oder auch Luftverschmutzung entstehen. Wer nachvollziehen möchte, woraus genau die Preiserhöhung sich ergibt, dem sei ein Besuch der Webseite des Unternehmens empfohlen, auf welcher erklärt wird, wie bei der Berechnung vorgegangen wurde.

Grundsätzlich ist es eine gute Idee, wirklich alle Kosten umfassend in die Preiskalkulation mit einzubeziehen. Der Discounter macht auch deutlich, dass je nach Produkt – vegan oder nicht – und Art der Herstellung – konventionell oder Bio – mehr, mitunter aber auch eben nicht viel mehr auf den Preis aufgeschlagen werden muss. Aber wie geht es nach dieser Woche weiter? Wie schnell werden wir vergessen, warum Waren teurer waren?  Schön wäre, wenn etwas mehr als nur der Name des Lebensmittelhändlers von dieser Aktion in Erinnerung bliebe. Man mag hoffen.