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Wo Meinungen aufeinander treffen

Ein Teilungsbauwerk

Photo by Ann Buht: https://www.pexels.com/photo/a-woman-looking-at-the-berlin-wall-12996469/

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Ann Buht

Erinnern Sie sich, dass am letzten Montag das Erinnern bereits Thema hier in Today´s Day war? Wir blickten zurück auf den Abwurf der ersten Atombombe auf die japanische Stadt Hiroshima und die katastrophalen Folgen dieses Ereignisses. Und heute? Heute geht es um unsere Geschichte und darum, wie an einem Tag den Deutschen bewusst werden sollte, dass die Teilung ihres Landes nichts Vorübergehendes war. Der Beginn des Mauerbaus ab dem 13. August 1961 in Berlin, er jährte sich gestern zum 62. Mal. Mit ihm manifestierte sich der Aggregatzustand der Zweistaatlichkeit in Deutschland für viele Jahrzehnte.

Die DDR zu Beginn der Sechziger Jahre. Im Gepäck der von sowjetischen Truppen niedergeschlagene Arbeiteraufstand vom 17. Juni 1953, der weitere Ausbau der SED-Diktatur, die Verfolgung politisch Andersdenkender, die Zwangskollektivierung der Landwirtschaft, die Verstaatlichung vieler Privatbetriebe, eine schwierige Versorgungslage. Die Menschen verließen das Land gen Westen. Seit 1949 waren es 2,8 Millionen DDR-Bürger gewesen, allein in der ersten Augusthälfte 1961 47.000 Ostdeutsche. Eine unaufhaltbare Massenflucht, die nun gestoppt werden sollte.

Die Angelegenheit war gut geplant, verantwortlich von Seiten der SED war dessen Sicherheitschef Erich Honecker. Man begann in der Nacht zum 13. August 1961 das Brandenburger Tor, die Übergänge zu den Westsektoren, überhaupt den britisch, amerikanisch und französisch besetzten Teil der Stadt abzuriegeln und zunächst mit Stacheldraht zu versperren. Ab dem 15. August wurde dieser durch Elemente aus Beton- und Ziegelsteinen ersetzt. Bis zum September des Jahres kam es trotzdem zu zahlreichen Fluchten von Ost nach West.

Mit dem Erschaffen von Sperrzonen, diese hatte die DDR-Führung an der innerdeutschen Grenze nach und nach ab 1952 einrichten lassen, machte man den Mauerstreifen für die Wachmannschaften besser übersehbar und schuf damit für diese auch freie Schussfelder. In den folgenden Jahrzehnten wurde die Grenzanlage immer unüberwindbarer, bis zur Errichtung von Selbstschußanlagen, rund um Westberlin und entlang der ebenso gut gesicherten deutsch-deutschen Grenze. Für viele Jahrzehnte blieb es so. Erst infolge der Revolution vom November 1989 in der DDR fiel die Mauer, die Grenzübergänge werden geöffnet. Das Ende der Teilung.

Bis es soweit war, ließen an der Mauer und der innerdeutschen Grenze insgesamt 600 Menschen, die den ostdeutschen Staat zu verlassen suchten, ihr Leben. Allein in Berlin waren es 140 Personen. Ungezählt sind die durch die Teilung beeinflussten ostdeutschen Biographien, verlaufend in Abwesenheit von Freiheit und Rechtsstaatlichkeit, wie wir sie in einem demokratischen Staat selbstverständlich als gegeben voraussetzen. Das Leid, dass durch die deutsch-deutsche Teilung hervorgerufen wurde, es lässt sich nicht erfassen.

Dass wir uns an all dies erinnern, ist enorm wichtig. Wir führen ein Leben in Sicherheit und Freiheit. Wir haben eine Verfassung, die sich schon in ihrem ersten Artikel zur Würde des Menschen als achtens- und schützenswert bekennt, die uns Grundrechte, abgeleitet von den Menschenrechten, garantiert. Wie gut es uns doch geht. Das sollten wir wertschätzen. Ein Zurückschauen auf die dunklen Momente unserer Geschichte an einem Tag wie gestern hilft dabei, sich das noch einmal ins Bewusstsein zu rufen.