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Wo Meinungen aufeinander treffen

ESC – gestern und heute

Foto von Haley Lawrence auf Unsplash

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Haley Lawrence auf Unsplash

Alles nahm seinen Anfang im Jahr 1956 im schweizerischen Lugano. Die Teilnehmer :Innen, sie kamen aus dem gastgebenden Land, Belgien, Luxemburg, Frankreich, Italien, den Niederlanden und der Bundesrepublik. Lys Assia gewann ihn schließlich für die Eidgenossen mit dem Song „Refrain“, den ersten Grand Prix, der schon längere Zeit unter dem englischsprachigen Titel „Eurovision Song Contest“ firmiert, ein Sangeswettbewerb, welcher im überschaubaren Rahmen und auf Schlagerniveau startete, seitdem größer, farbenfroher, experimenteller und auch diverser geworden ist.

Jeder, der die Veranstaltung in den letzten Jahren verfolgt hat, kann seine persönlichen Favoriten benennen. Unvergessen für mich aus jüngerer Vergangenheit die Beiträge aus Italien, 2022 Mahmood und Blanco mit dem herzzerreißenden Song Brividi, 2021 die unglaublich junge und unfassbar kreative Band Moneskin mit dem lauten und dennoch melodischen Lied Zitti E Bouni.

Nach langer Eurovision-Abstinenz bin ich in das Anschauen des Wettbewerbs irgendwann in der Mitte der 2000er-Jahre wieder eingestiegen. Beeindruckend die häufig folkloristisch geprägten Beiträge der osteuropäischen Teilnehmer: Innen. Und erinnern Sie sich noch an Verka Zerduchka, eine ukrainische Dragqueen, die mit enormem Glammer und Glitzer 2007 Dancing Lasha Tumbai vortrug oder im Jahr davor an Lordi, die uns mit Hard Rock Halleluja  … sagen wir mal … überraschten. Unvergessen ebenso die Beiträge von Tatu und Dima Bilan aus Russland.

Nun also zum vergangenen Samstagabend: Eröffnet wurde die Veranstaltung von den Vorjahressiegern Kalush Orchestra aus der Ukraine mit ihrem Song „Stefania“, musikalisch unterstützt von großartigen Künstlern wie Andrew Lloyd Webber und schließlich auch Prinzessin Kate am Flügel. Anschließend folgte der obligatorische Einmarsch der Teilnehmer: Innen begleitet von Kurzauftritten ukrainischer Acts aus den vergangenen Jahrzehnten. Schließlich die Begrüßung durch ein fantastisches Moderatorenquartett: Alesha Dixon, Julia Sanina, die ganz einmalige Hannah Waddingham und schließlich der großartige Graham Norton.

Die Beiträge der Künstler: Innen, sie zeigten die Vielfalt Europas so, wie es eben nur ein Eurovision Song Contest kann: Fantastische Popmusik aus der Schweiz, Belgien und nicht zuletzt Zypern. Nachhaltig beeindruckend die Auftritte der Teilnehmer: Innen aus Frankreich, Italien und Portugal. Folkloritisch geprägte Musik gab es genauso wie die alle Jahre wiederkehrenden durch ihre Perfomance herausragenden und vor allem deshalb gut memorablen Songs: Sie kamen diesmal aus Finnland und Kroatien.  Moment auf das  Handy geschaut und auf der Bühne plötzlich ein Event in schon vergessener Doppelripp-Qualität, überraschend.

Die Platzierungen: Für Deutschland – wie auch schon die Jahre zuvor – gab es eine verdiente Teilnehmerurkunde, Platz 26 von 26. Auf dem Siegerpodest ganz oben durfte sich die Schwedin Loreen mit ihrem Song Tatoo einfinden, sie hatte bereits 2012 einmal den Wettbewerb gewonnen. Die Sängerin kann ganz offenbar Eurovision, warum an einem bewährten Konzept etwas ändern. Den zweiten Platz gab es für einen teilweise oberkörperbelüfteten Finnen, dessen Song innerhalb von drei Minuten unterschiedliche Genres passierte und mit einem Augenzwinkern auf der Pop-Partymeile endete. Schließlich die Bronzemedaille für Israel, man besang das Unicorn, versehen mit einer wahrhaftig beeindruckenden Tanzperformance.

Insgesamt: Ein farbenfroher Abend, Vielfalt und gute Musik, eine Reise kreuz und quer über unseren Kontinent. Die Moderation entspannt, hurmorvoll und unprätentiös. Die Produktion einfach großartig, das Publikum begeistert: Eurovision at it´s best. Für ein paar Stunden den Alltag vergessen und wohl wissend und daran denkend, dass der Contest eigentlich in der Ukraine hätte stattfinden sollen. Für all das: Vielen Dank, Liverpool.