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Fahr Rad!

Foto von Mikkel Bech auf Unsplash

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Mikkel Bech auf Unsplash

Der Beitrag, er beginnt mit einem Rückblick. Keine Sorge, ich beeile mich. Das Fahrrad. Die Sache mit dem Gleichgewicht fiel mir schwer, mit etwa 11 Jahren wurde ich Besitzer eines Klapprads. Das konnte ich zwar nicht fahren, dafür aber schieben. Also führte ich es nachmittags durch den Park. Nach etwa einem halben Jahr begann ich mit den ersten Fahrversuchen. Irgendwann funktionierte es und nachdem ich die Wege in der Grünanlage oft genug durchquert hatte, erweiterte ich meinen Fahrizont.

Weitere Gefährte folgten und ich war immer gerne mit ihnen unterwegs, quer durch Celle, später durch Hannover. Fahrradfreundliche Städte. Dann der Umzug ins Bergland. Immerhin, ich habe es ausprobiert, aber körperliche Anstrengung lehne ich nun einmal ab. Wenn ich wieder ins Flachland zurückgekehrt sein werde, das habe ich mir vorgenommen, möchte ich es gerne noch einmal versuchen. Die Leute sagen, dass man Fahrradfahren nicht verlernt.

Corona. In der Zeit von Lockdowns, Ausgangsbeschränkungen und geschlossenen Fitnessstudios suchte die Fraktion der Bewegungsfreudigen nach Alternativen zu Betätigungen, die durch die verschiedenen Verordnungen damals temporär ausgeschlossen waren. Erfolgreich. Das führte bei vielen zur Wiederentdeckung des Fahrrads. Aber wenn keines im Keller oder in der Garage stand, war es fast unmöglich an ein fabrikneues Exemplar zu kommen.

Hauptgrund: Probleme mit unterbrochenen Lieferketten für Fahrräder sowie ggf. benötigte Ersatzteile. Und: Alles rund um die Produktion und den Vertrieb des Zweirads wurde teurer, von steigenden Ausgaben für Rohstoffe bis zu immer höher werdenden Frachtkosten.

In der Nach-Pandemie-Zeit: Die Lager, sie waren irgendwann wieder gut gefüllt, sehr gut sogar. Das allerdings reichte zunächst einmal nicht aus, um die Nachfrage anzukurbeln. Die Kunden, sie zeigten weiterhin Zurückhaltung. Grund dafür waren spürbare Preissteigerungen, bis heute: Die Inflation, die auch jetzt noch anhält. Im Mai betrug sie 6,1 %, die Prognose für den zurückliegenden Juni liegt bei 6,4 %.

Der Fahrradhandel reagiert aktuell, egal ob stationär oder online, mit deutlichen Preissenkungen. Je nach Hersteller oder Anbieter sind die Nachlässe ganz erheblich. Diese bewegen sich im dreistelligen Bereich und liegen im Durchschnitt um die 20 %. Das Konzept scheint aufzugehen, die Abverkäufe, sie laufen erfolgreich. Gut für die Kunden. Sind die Händler ausreichend groß und stimmt der Umsatz, dann können diese auch mit einer vorübergehend geringeren Marge zurechtkommen.

Besonders beliebt sind Fahrräder mit ergänzendem Elektroantrieb. Der Marktanteil lag 2022 für einfache Pedelecs bei fast 50 %. Mountainbikes, Gravelbikes und sogar Lastenfahrräder, sie erfreuen sich enormer Nachfrage. Und egal, für welches Modell sich die Kunden entscheiden, die Option während einer Tour auf eine zeitweise Antriebsunterstützung bauen zu können, wird je nach Fahrradtyp immer häufiger gewählt.

Wie wird es weitergehen, nach der Räumung der Lager? Nun, alte Fahrräder müssen irgendwann gegen ein neues Modell ausgetauscht werden, Verschleiß- und Ersatzteile werden immer benötigt und auch der Absatz von Diensträdern, die über Leasingverträge finanziert werden, wird dazu beitragen, dass die Fahrradhändler den notwenigen Umsatz erwirtschaften können. Bleiben noch die späten Wiederentdecker des Zweirades. Ich bitte – auch im Namen meiner Peergroup – den zukünftigen Fachverkäufer unseres Vertrauens noch um ein wenig Geduld. Wenn es die Gesundheit erlauben sollte, kommen wir neuen Alten in schon wenigen Jahren sicher auf ihn zu.