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Die EU ist Hauptimporteur von Froschschenkeln und interessiert sich wenig dafür, woher die Tiere, deren Beine als Delikatesse gelten, eigentlich kommen und welche Folgen die Einfuhr von mehreren tausend Tonnen im Jahr für die Natur hat. Das meldet der Deutschlandfunk am 13. Februar 2023 in seinen Nachrichten und bezieht sich dabei auf ein Papier des Leibniz-Instituts zur Analyse des Biodiversitätswandels.
Liest man den Abstrakt dieses wissenschaftlichen Artikels, dann sieht man sich mit einer Reihe unerfreulicher Fakten konfrontiert, die auch die Froschschenkelliebhaber nachdenklich stimmen sollten. Denn die Konsequenzen dieser besonderen Form der Amphibienliebhaberei für die Natur sind mannigfaltig und beunruhigend.
Die Untersuchenden wissen zu berichten, dass der größte Teil der Schenkel von Wildtieren stammt. Diese – freundlich formuliert – Überbeanspruchung natürlicher Nahrungsressourcen leiste einen wesentlichen Beitrag zu einem Rückgang der entsprechenden Populationen in ihrem natürlichen Umfeld, die Gefahr des Aussterbens einzelner Arten sei durchaus gegeben.
Über viele Jahrzehnte habe die Nachfrage nach Froschschenkeln in der EU dazu beigetragen, dass diese in großer Zahl aus unterschiedlichsten Ländern wie Bangladesh, Indonesien, in letzter Zeit besonders aus der Türkei und Albanien importiert werden. Dabei sei es für die Kunden aus Europa ohne Bedeutung gewesen, welche Rolle zum Beispiel der Faktor Nachhaltigkeit in der Beschaffung der Schenkel gehabt habe.
Schaut man sich einige Seiten später in der Untersuchung eine Tabelle an, welche Auskunft über die die unterschiedlichsten Froscharten, deren Schenkel verwendet werden, gibt und darüber informiert, wie sich der jeweilige Bestand der einzelnen Spezies entwickelt hat, so ist festzuhalten, dass viele dieser Arten in ihrem Vorkommen in der Natur rückläufig sind. Ursache ist, dass meisten Tiere, deren Beine von den Europäern so gerne verspeist werden, aus freier Wildbahn stammen.
Gibt es Alternativen der Froschschenkelbeschaffung? In einigen Ländern existieren Froschfarmen. Die Untersuchung zeigt, dass diese wirtschaftlich mit dem Lebendfang nicht konkurrieren können. Die Kosten für Zucht, Unterhalt und Nahrung sind deutlich höher. Darüber hinaus gibt es Probleme mit Krankheiten bei den Tieren. Und der Gesamtbedarf kann ohnehin mit dieser Methode nicht gedeckt werden.
Berücksichtigt man das hier Betrachtete, so drängt sich einem doch die Frage auf, wie bedeutsam der Froschschenkel im Speiseplan der Menschen ist. „Enorm wichtig“ wird man aus unterschiedlichen Ländern Europas hören. Ein Blick in Rezepte mit dieser vermeintlichen Delikatesse, macht mehr oder minder Appetit auf Froschschenkel in Sahnesoße, Froschschenkel in Riesling oder auch Froschschenkel mit Knoblauch. Aus den Zubereitungstexten ergibt sich, dass man sich geschmacklich mit dem Fleisch der quakenden Hüpffidelen sehr in der Nähe von Hühnchen befindet. Es drängt sich der Gedanke auf, diese bei den oben genannten Rezepten zu verwenden. Immer vorausgesetzt sie wurden natürlich aufgezogen und gehalten. Übrigens finden sich in den Rezeptsammlungen bereits „falsche Froschschenkel“, sie bestehen aus Schweinslendchen, einer weiteren Alternative. Es muss also nicht immer Frosch sein.