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Gegen den Drag-Stopp

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Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von cottonbro studio

Sie ist die Gewinnerin der 6. Staffel von RuPauls Drag Race, ihr Künstlername Bianca del Rio, eine für ihre bissigen Kommentare bekannte Comedy Queen und großartige Unterhalterin. Rio fällt in diesen Tagen durch einen Post auf YouTube auf, dort lenkt die Entertainerin unser Interesse auf eine mehr als ernstzunehmende Angelegenheit. Sie weist darauf hin, dass sich die Diskussion über Anti-Drag-Gesetze in den USA ausbreitet und ruft dazu auf, sich zu informieren über das, was in diesem Kontext bereits geschehen ist und noch zu einzutreten droht. Genau dies beabsichtigen wir hier nun zu tun.

Wie Spiegel.de zu berichten weiß, haben die Republikaner in acht Bundesstaaten den dortigen Parlamenten Gesetzentwürfe vorgelegt, die es zum Ziel haben Dragshows zu untersagen. So werden sie in Arizona nicht in einem Umkreis von 400 m um eine Schule oder einen Spielplatz stattfinden dürfen, in Nebraska sollen unter 19jährige keine Dragshow anschauen können. Und dies sind nur einige Beispiele für Einschränkungen einer Kunstform, die sich längst etabliert hat, auch dank RuPauls mehrfach ausgezeichneter Show Drag Race.

Auf der Verbots-Überholspur: Tennessee. An öffentlichen Orten, zu denen auch Kinder Zutritt haben, werden ab April Dragshows untersagt sein. Dann tritt das entsprechende Gesetz dort in Kraft, welches unlängst beschlossen wurde. Zuwiderhandlungen sollen bestraft werden. Konservative Kräfte behaupten, die Darbietungen könnten Kindern schaden. Dass der Gouverneur des Bundesstaates auf einem durch die Presse hervorgeholten älteren Bild Frauenbekleidung trägt – man hatte ihn mit einem Foto aus seiner Highschoolzeit konfrontiert – habe nichts mit Drag zu tun, die Aufnahme sei Ergebnis einer heiteren Schultradition, ließ er durch sein Büro mitteilen.

Dass der jetzige Zeitpunkt der Einschränkungen nicht von Ungefähr kommt, darauf weist ein Artikel auf der Webseite der Deutschen Welle richtigerweise hin. Wir sind nicht mehr weit entfernt vom Juni, dem Pride-Monat, traditionell die Zeit im Jahr, wo Dragqueens von Auftritt zu Auftritt ziehen und mit ihren Shows bei den LGBTQ+ – Feierlichkeiten einen Großteil ihres Jahresverdienstes erzielen. Es geht den vermeintlich wertbewahrenden Republikanern und ihren Anhängern also nicht nur um eine Einschränkung des Rechts das darzustellen, was das zahlreiche Publikum zu sehen wünscht. Darüber hinaus soll ein deutliches Zeichen gegen die queere Kultur gesetzt werden, zudem intendiert man den Künstlerinnen wirtschaftlich zu schaden.

RuPaul, mittlerweile die Ikone der Dragkultur, stellt bezugnehmend auf diese Entwicklung klar, dass man ihrer Meinung nach von den realen Schwierigkeiten, mit denen die amerikanische Gesellschaft sich auseinandersetzen müsste, ablenken möchte und nennt zum Beispiel Arbeitslosigkeit oder den Gesundheitsschutz als wichtige Handlungsfelder, denen sich Politiker besser zuwenden sollten.

Drag ist längst Teil der amerikanischen Kultur geworden, kurzweilig, unterhaltsam, voller Humor, manchmal auch bissig und gesellschaftskritisch. Die zunehmende Popularität dieser Kunstform, sie ist sicher auch RuPauls Drag Race zu verdanken, aktuell in der 15. Staffel in den USA zu sehen, nicht mit-gezählt dabei die zahlreichen Spinoffs.  Mittlerweile hat die Show international viele Ableger zum Beispiel in Großbritannien, Kanada, den Niederlanden oder Thailand. Weitere Programme – auch für Deutschland – befinden sich in der Vorbereitung. Zusätzlich gibt es Tourneen mit den Queens und manche von ihnen präsentieren auch Soloprogramme, mit denen sie weltweit unterwegs sind.

Während also Drag länderübergreifend erfolgreich ist und gefeiert wird, streben konservative Kräfte in Amerika in die entgegengesetzte Richtung. Eine Begrenzung oder gar ein Verbot von Drag wäre ein herber Rückschlag für die LGBTQ+ – Community und für all das, was bislang hier in Sachen gesellschaftlicher Gleichberechtigung und Akzeptanz erreicht wurde. Dazu darf es nicht kommen.