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Wo Meinungen aufeinander treffen

Kein Fußballfest

Foto von Josip Ivankovic auf Unsplash

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Josip Ivankovic auf Unsplash

Zitat: „Aufstehen und sagen: Das geht nicht! Wir sind ein tolles Land und entsprechend müssen wir uns auch präsentieren. Wenn wir das nicht machen, dann kriegt das braune Gesocks, das auch noch im Bundestag sitzt, immer mehr Oberwasser. Das ist der Job von uns und nicht von der Regierung oder von Institutionen.“ Zitat Ende. Alexander Zorniger, Trainer der SpVgg Greuther Fürth. Mit diesen Worten forderte er von uns als Gesellschaft ein, was heute mehr als je zuvor dringend not-wendig ist: Zivilcourage.

Gesagt hatte Zorniger dies auf einer Pressekonferenz nach dem Spiel seines Vereins gegen den Halleschen FC am vergangenen Sonnabend. Darum ging es: Der Fürther Spieler Julian Green war von Zuschauern als Affe bezeichnet worden. Zudem wurden weitere Fußballer der gleichen Mannschaft beleidigt, darüber hinaus auch Funktionäre und eine Mitarbeiterin der Presseabteilung der Fürther Gäste. Noch auf der Konferenz entschuldigte sich die Sprecherin des gastgebenden Vereins für die Vorkommnisse. Der DFB kündigte an in der Sache zu ermitteln.

Nächste Station unserer Fußballreise: Delmenhorst. Hier spielte der SV Atlas Delmenhorst gegen den FC St. Pauli. Die Fans der beiden Vereine waren in der Heimspielstätte weit voneinander platziert worden. St. Pauli-Anhänger hatten allerdings ein Transparent dabei, auf dem stand, was sie vom gegnerischen Verein halten: „Euer einziger Kult sind eure Nazis – Atlas abschaffen“.

Dabei bezog man sich auf ein zurückliegendes Training der Mannschaft, das von jemandem geleitet worden war, der Kontakte zur rechten Szene haben soll. Die Nordwestzeitung hatte diesbezüglich bei der Mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus und für Demokratie in Niedersachsen Erkundigungen eingezogen. Ergebnis: Eine Nähe zur extremen Rechten der Kampfsportschule und des Trainers seien zutreffend.

Dazu passt, was man im eigens eingerichteten VIP-Bereich beobachten konnte. Dort anwesend war ein bekannter Vertreter der rechten Szene namens Stefan Ahrlich, den man zusammen mit dem Atlas Sponsor Carsten Borgmeier und dem ehemaligen Fußballer Tim Wiese auf einem Foto in den sozialen Medien betrachten konnte. Und in der Fankurve der Bremer war Hannes Ostendorf zu sehen, Sänger einer rechtsextremen Band.

Unsere Tour durch die Stadien des Landes endet in München. Ein Spiel im Supercup. Der FC Bayern verlor mit 0:3 gegen den RB Leipzig. Es geht um den Münchner Spieler Mathy Tel, er ist 18 Jahre alt. Während der Begegnung hatte Tel einige Chancen vergeben und wurde in der 64. Minute ausgewechselt. Was folgte, waren rassistische Anfeindungen im Internet. Diese veröffentlichte der FC Bayern und machte deutlich klar, das der Verein hinter Mathy Tel steht.

Die Welt des Fußballs, sie ist ein Spiegel des Zustands einer Gesellschaft. Rassismus, Homophobie und Sexismus waren hier schon immer etwas deutlicher sichtbar, als im Alltagsgeschehen, in dem sie aber nicht weniger zu beobachten sind. Hinzu gesellt sich die öffentliche und zunehmend schamlose Zurschaustellung einer rechten Gesinnung durch immer mehr Fans. Auch das hat – denken wir an die Hooligan Szene – wohl im Fußball Tradition.

Der Fürther Trainier Zorniger, er liegt mit seiner Forderung nach mehr Zivilcourage zunächst einmal richtig. Was die Gesamtgesellschaft angeht, bedarf es einer breiten Front mit klaren, immer wiederkehrenden Statements: Gegen Rassismus, gegen Sexismus, gegen Homophobie, gegen Rechts. So wichtig der Transport dieser Haltung über das Vehikel der Zivilcourage ist, so deutlich bedarf es des fortwährenden Engagements in dieser Sache durch den Staat, seiner Institutionen und aller weiteren gesellschaftlich wirkenden Kräfte. Und da vieles dessen, was in Stadien gebrüllt wird, zumindest den Tatbestand einer Beleidigung zu erfüllen geeignet ist, gibt es hier auch genügend Aufgaben für die Strafverfolgungsbehörden.