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Königlicher Besuch

Foto von Damir Mijailovic: https://www.pexels.com/de-de/foto/himmel-rot-kreativ-bewolkt-4264783/

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Damir Mijailovic

Die Königin ist da! Es war 1984, als Queen Elisabeth II. meine Geburtsstadt Celle – engstens verbunden mit dem britischen Königshaus – das erste Mal besuchte. Ich musste nochmal nachfragen, aber die Erinnerung, sie trügt mich nicht: Mein zu dieser Zeit 12jähriger Bruder war mit seinem Rennrad quasi um die Ecke gefahren und hatte damals von der Breiten Straße aus der Monarchin zugewunken. Und, so berichtet er noch heute: Sie hat seinen Gruß freundlich erwidert. Der Besuch der Königin hierließ bei uns damals einen nachhaltigen Eindruck, irgendwie fühlte sich das Leben in den Tagen vor und nach dem Ereignis anders, besonders an. Warum ich das alles erzähle? Gestern war der Auftakt zu einer erneuten Staatsvisite aus dem Vereinigten Königreich: Charles III. und die Queen Consort Camilla werden drei Tage zu Gast sein bei uns in der Bundesrepublik.

Zu Besuch kommt da jemand, der zwar nach außen zu politischer Neutralität verpflichtet ist, dennoch aber über die letzten Jahrzehnte so etwas wie ein sozial-ökologisches Profil entwickelt hat. Bereits seit mehreren Dekaden sind Umwelt- und Klimaschutz für den König wichtige Themen, an denen er großes Interesse hat. Ebenso erwähnenswert: das soziale Engagement, welches vom dem von ihm 1976 begründeten Prince´s Trust ausgeht, der Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Problemen helfen soll, ins Leben zu finden. Beim Thema Asylrecht vertritt Charles III. eine – wenn auch indirekt – klare Position, konträr zu der der aktuellen britischen Regierung, indem er wiederkehrende Empfänge für aus ihrer Heimat vertriebene Menschen gibt.

Der erste Auslandsbesuch des neuen Königs – eigentlich sollte dieser ja in das zurzeit politisch unruhige Frankreich führen, doch Präsident Macron hatte letzte Woche sicherheits-halber abgesagt – begann gestern in Berlin mit einer offiziellen Begrüßung am Brandenburger Tor. Im weiteren Verlauf des Nachmittags gab es einen Empfang des Bundespräsidenten Steinmeier, der den Besuch des Königs umfänglich begleitet. Thema des Treffens im Schloss Bellevue: Energiewende und Nachhaltigkeit. Am Abend fand dann noch ein Staatsbankett statt.

Die Highlights heute und morgen: Eine Rede im Bundestag, ein Besuch beim Ankunftszentrum ukrainischer Flüchtlinge in Berlin, ein Treffen mit Soldaten eines deutsch-britischen Bataillons, sodann der Besuch eines Ökohofes. Herausragen wird der morgige Termin beim Denkmal „Kindertransport“ mit einer Kranzniederlegung am Mahnmal St. Nicolai in Hamburg und später eine Bootsfahrt mit Unternehmer: Innen, dort wird sich der König über grüne Energie und die Hafenentwicklung in Hamburg austauschen und informieren. Inhaltlich also ist das Programm des Staatsbesuches auf Charles III. und seine umwelt- und sozialpolitischen Interessen abgestimmt: Jemand der sich gut auskennt und engagiert, gleichsam Experte ist, trifft auf Menschen, für die diese Themen ebenso bedeutsam sind. Man kann voneinander lernen.

Schön jedenfalls, dass Charles III. und Camilla da sind. Inhaltlich konsistent und sicher auch voller einmaliger persönlicher Momente wird dieser Besuch den deutsch-britischen Beziehungen guttun, gerade auch nach dem Brexit. Dass die Europäer in einer politisch so schwierigen Zeit beieinanderbleiben, in Kommunikation sind, ist wichtig für den Zusammenhalt, dem entscheidenden friedenserhaltenden Element, welches unser Kontinent mehr denn je dringend benötigt. Man sollte sich öfter besuchen. Ein inhaltlich auf Zukunftslösungen ausgerichteter und lebendiger Austausch ist immer ein gutes Fundament für den Erhalt und Ausbau von Beziehungen.