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Krieg – Immer ein gutes Geschäft?

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Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Burak The Weekender

Militärisches Kräftemessen ist rein wirtschaftlich betrachtet, im Besonderen für die Rüstungsindustrie, ein mehr als einträgliches Geschäft. Davon zeugen die Aktienkurse der in diesem Bereich tätigen Unternehmen. Tagesschau.de meldet eine Verdopplung des Wertes der Rheinmetallaktie seit dem Beginn des Ukrainekonfliktes. Der Unternehmensgewinn sei nach ersten Schätzungen um 20 % gestiegen. Andere Firmen aus dieser Branche haben zurzeit ebenso sehr gute Betriebsergebnisse vorzuweisen.

In der Folge des Ukrainekrieges kam es bei vielen Staaten zur einer verstärkten Neuausrichtung der Verteidigungspolitik. Aber auch die Spannungen zwischen den USA und China werden als beunruhigend empfunden. Man ist bereit zusätzliches Geld für Rüstung auszugeben und damit sind nicht nur die 100 Milliarden Sondervermögen gemeint, die der Bund dafür zur Verfügung stellt. Insgesamt hat sich das Sicherheitsbedürfnis in vielen Ländern erhöht und damit ist eine Zunahme bei den Verteidigungsbudgets der entsprechenden Staaten zu verzeichnen. Auch nach dem Krieg, so bemerkt Klaus Wohlrabe vom ifo-Institut, werde die Rüstungsindustrie davon profitieren.

Die Entscheidung, sie liegt also beim Anleger: Ist es für ihn moralisch vertretbar, sein Geld in große Gewinne versprechende Papiere von Rüstungsunternehmen zu investieren? Die Wirtschaftsseite Finment – kurz für Financial Investment – beschäftigt sich in einem aktuellen Artikel mit den Top 7 der Rüstungsaktien. Eine Betrachtung der eben gestellten ethischen Frage wird darin keinesfalls umgangen, im Gegenteil: Der Autor verweist darauf, dass viele Privatinvestoren keine Kriegsgewinne einstreichen möchten. Folglich beachten etliche Fonds und ETFs genau diesen Wunsch.

Ganz so einfach ist es aber nicht: Zahlreiche Unternehmen stellen Produkte her, die sowohl zivil als auch militärisch genutzt werden können, man spricht hier von „Dual-Use-Gütern“. Beispiele für solche Firmen sind einige Flugzeughersteller, aber auch Produzenten von Turbinen und LKWs. Und da die meisten modernen Waffen elektronisch gesteuert werden, ist auch dieser Industriezweig zumindest indirekt involviert.

Die Entscheidung, wie man sein Geld anlegen möchte, bleibt eine individuelle. Solange die ESG- oder auch Nachhaltigkeitskriterien den privaten Investor bei der Umgehung von Geldanlagen im Rüstungsgeschäft unterstützen und nicht bereits Veränderungen erfahren haben, sind sie noch eine Hilfe. Finment.com weist allerdings darauf hin, dass mit einer Neuausrichtung der Politik zurück zum „Gleichgewicht der Abschreckung“ eben diese Kriterien von Investoren und Kreditgebern, was die Frage der Waffengeschäfte angeht, zwischenzeitlich angepasst wurden und werden. Geld anzulegen, will man nicht von Kriegen und den aus ihnen resultierenden Unternehmensgewinnen profitieren, wird folglich zur komplexeren Aufgabe.