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Krone auf!

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Westminster Abbey an morgigen Samstag: Krönungszeit, Charles III., aber auch seine Frau Camilla werden offiziell zu Majestäten erhoben. Er wird König, inthronisiert wurde Charles schon im September letzten Jahres, sie Queen-Consort. Zunächst erhält der Monarch die Saint Edwards Crown, eine Krone mit einem Gewicht von 2,3 Kilo. Dieses recht schwere Zeichen der Macht wird zum Verlassen der Abbey dann durch eine leichtere Variante, die Imperial State Crown, ersetzt. Viel Arbeit für die königliche Nackenmuskulatur.

Die Zeremonie, sie wird ein mediales Großereignis werden. Dabei möchte Charles III. eigene Akzente setzen. Umweltschutz und Nachhaltigkeit sind Themen, mit denen er sich bereits seit Jahrzehnten beschäftigt und für die der König sich immer wieder engagiert. Nicht überraschend, dass bei den Feierlichkeiten Recycling eine Rolle spielt, wie man es so vielleicht nicht erwartet hätte: Altes wird aufgetragen und damit sind nicht nur Zepter und Krone gemeint. Handschuhe, ein Leinenhemd und einen Schwertgürtel, die bei der Krönung seines Großvaters George des VI. bereits Verwendung fanden, erleben morgen einen neuen Auftritt.   

Wo gejubelt wird, da bleibt Kritik nicht aus. Die Fraktion der Nichtroyalen, sie reibt sich – nicht ganz zu unrecht wie mir scheint – an einem Aufruf der anglikanischen Kirche. „Ich schwöre Ihrer Majestät wahre Treue sowie ihren Erben und Nachfolgern gemäß dem Gesetz. So wahr mir Gott helfe.“ Es ist dieser Schwur, der einige Gemüter entzürnt. Demonstrationen und Proteste, welche morgen während der Zeremonie stattfinden sollen, hat man geplant, initiiert von der Organisation Republic, erklärten Königsgegnern. Von ihnen stammt auch das Schild „Not my King“, das in den letzten Tagen immer wieder zu sehen war. Rund um die Krönung herum könnte es also unruhig werden.

Ordentlich gefeiert wird im Königreich auf jeden Fall. Man erwartet hunderttausende von Zuschauern anlässlich des Großereignisses. Die ersten haben schon ihre Zelte aufgeschlagen um die beste Aussicht auf den Monarchen und seine Frau sowie die royalen Gäste genießen zu können. Darüber hinaus sind über 3000 Straßenfeste, ein Großteil von ihnen wird am Sonntag veranstaltet werden, geplant. Dann findet auch das „Coronation Big Lunch“ statt.

Dass die ganze Festivität nicht günstig werden wird, ist wohl absehbar. Die genaue Summe kennen wir nicht, sie liegt wohl irgendwo zwischen 50 und 100 Millionen Pfund. Ein Betrag, den man in Groß-Britannien auch für andere Zwecke ausgeben könnte, zum Beispiel für das immer am Abgrund operierende staatliche Gesundheitssystem NHS.

Ein Land, es benötigt ein Staatsoberhaupt, eine symbolische Mutter- oder Vaterfigur, die in guten wie schlechten Zeiten für ihr Volk da ist. Nach allem, was Charles uns bislang von sich gezeigt hat, wird er diese Anforderung erfüllen können. Schade allerdings, dass es ihm – der ja nicht nur ökologisch, sondern auch sozial sehr engagiert ist – nicht gelang, das für seine Krönung benötigte Budget downzugraden und das übrige Geld vielen guten Zwecken zuzuführen. Man hätte sich dann in Zukunft an ein Ereignis entsinnen können, das nicht nur prunkvoll und einzigartig war, sondern dass auch vielen Menschen auf unterschiedlichste Weise einen lebensverbessernden Impuls gegeben hat.