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Lebensmittelpreisspirale

Photo by Jack Sparrow : https://www.pexels.com/photo/paying-with-a-smartphone-4199526/

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Jack Sparrow

Unser ungläubiger Blick, er richtete sich auf den Einkaufswagen, den wir aus dem Supermarkt schoben. Gleichzeitig formulierten wir vor uns hin: „Dafür?“. In diesem Moment wurde mir etwas bewusst, was anderen Menschen schon längst aufgefallen war: Güter des täglichen Bedarfs kosten erstaunlich viel Geld. Betrachtet man aktuelle Untersuchungen zum Thema steigende Lebensmittelpreise, so findet sich die Erklärung für meine verzögerte Wahrnehmung der Entwicklung: Alleinstehende mit relativ hohem Einkommen spüren die Inflation nur wenig. Das ist nicht nur sozial ungerecht, es ist leider auch wahr.

Dass wir deutlich mehr für Lebensmittel ausgeben, dies ist erstaunlich und gleichzeitig auch nicht. Überraschend, weil die Inflationsrate im März mit 7,4 % im Vergleich zu der Zeit davor deutlich gefallen ist. Nicht verwunderlich, da die Teuerungsrate für Lebensmittel im Vergleich zum Vorjahr immer noch ansteigt und im vergangenen Monat bei 22,2 % lag. Fällt ihnen etwas auf? Richtig. Die Inflationsrate der Waren, die wir aus dem Supermarkt holen ist dreimal so hoch, wie der Preisanstieg in der gesamten Volkswirtschaft.

Woran liegt das? Gerne nennt man die Rohstoffpreise. Nein, die haben sich längst wieder normalisiert. Dann sind es vielleicht die Betriebskosten im Lebensmittelhandel? Das stimmt, ist aber nur ein Teil der Wahrheit. Die Preiserhöhungen haben ihren Ursprung tatsächlich bei den Herstellern, denen es vor allem darum geht, Gewinne zu realisieren. Arbeitsergebnisse der Forschungsabteilung der Allianz-Trade zeigen eindeutig in diese Richtung. Der Wunsch nach höheren Einnahmen scheint demnach verantwortlich zu sein für ein Drittel der Preissteigerungen.

Sprechen wir über die Folgen. Während gutverdienende Alleinstehende die Teuerungen kaum wahrnehmen, trifft es andere umso mehr, am meisten Paare mit 2 Kindern und einem Einkommen zwischen 2.000 und 2.600 €. Aber auch wenn das Budget gleichartiger Familien höher ist, bleibt die zusätzliche Belastung spürbar. Alleinerziehende und -lebende mit niedrigem Einkommen sind in signifikantem Umfange von den Preiserhöhungen betroffen.

Es trifft also vor allem diejenigen, die es nicht treffen sollte. Und wenn nichts mehr geht, dann bleiben nur noch die Tafeln, um die Grundversorgung sicherzustellen. Menschen, die für ihre mitunter harte körperliche und anstrengende Arbeit wenig Geld erhalten, sie geraten durch die aktuelle Entwicklung in besondere Schwierigkeiten, die jenseits der Zu-mutbarkeitsgrenze liegen. Das scheint die Lebensmittelhersteller nicht zu kümmern. Egal ist ihnen sicher auch, dass durch ihre Preistreiberei der Konsum anderer Güter reduziert wird und so ein gesamtwirtschaftlicher Schaden entsteht.

Was kann die Politik tun? Die Verbraucherzentrale hat eine Liste mit Forderungen formuliert: Das Bürgergeld ist deutlich anzuheben, Menschen mit niedrigem Einkommen sollen Sonderzahlungen erhalten, die Beiträge für Gemeinschaftsverpflegungsangebote sind zu reduzieren, bei Obst, Gemüse und Hülsenfrüchten könnte auf die Mehrwertsteuer verzichtet werden und Einrichtungen, die Essen für Bedürftige anbieten, sie sollten mehr Unterstützung erhalten. Und falls Sie zu dem Personenkreis gehören, den die aktuelle Entwicklung wirtschaftlich nicht sonderlich belastet, dann spenden Sie doch einmal wieder etwas für die örtliche Tafel. Eine gut funktionierende Gesellschaft bedarf der Solidarität, zeigen Sie Ihre.