netkiosk.digital

Wo Meinungen aufeinander treffen

Mehr ist nunmal mehr!

Foto von Paige Deasley

Autor und Sprecher

avatar
Christian Spengler
avatar
Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

avatar
Thorsten A. Siefert

Foto von Paige Deasley

Es bleibt dabei. Viel hilft viel. Aber wie viel ist wirklich erforderlich? Und was bringt eine bereits geringe Steigerung an Mehrwert? Es geht um die Sache mit den 10.000 Schritten, haben Sie die gestern geschafft? An guten Tagen liege ich so um die 5.000, bis zu 7.000 sind möglich, dann zeigen sich schnell Überlastungserscheinungen und eine Zunahme von Schmerzen, was aber seine Ursache in meinen sonstigen gesundheitlichen Herausforderungen hat. Ehrgeiz liegt mir grundsätzlich fern, aber wenigstens einmal hätte ich auch gerne die 10.000er-Marke erreicht, denn das ist ja – so war es jedenfalls bislang – das Maß allen gesundheitlichen Wohlergehens.

Offenbar nicht so ganz. Vorgestern wurde im European Journal of Preventive Cardiology eine Metastudie veröffentlicht. Dabei handelt es sich um eine Untersuchung, die auf bereits vorliegende Daten anderer Studien zurückgreift und diese neu auswertet. Unter Berücksichtigung von 17 Untersuchungen mit insgesamt knapp 227.000 Teilnehmern, die über eine Dauer von etwas über 7 Jahren durchgeführt wurden, kommen die Forscher zu neuen, interessanten Ergebnissen, was die Zahl der täglich notwendigen Schritte betrifft.

Nr. 1: Das Risiko an einer Herzkreislauferkrankung zu versterben wird ab 2.337 zurückgelegten Schritten pro Tag signifikant geringer. Nr. 2: Bezieht man alle möglichen Krankheiten als Grund für ein Ableben mit ein, so verbessern sich die Überlebenschancen, wenn man mindestens 3.967 Schritte täglich bewältigt.

Das sind gerade für Menschen, die Bewegung als beschwerlich erleben und sich jeden zusätzlichen Schritt abringen müssen, wirklich gute Nachrichten. Mir fallen dazu die Worte eines freundlichen, älteren Herren ein. Er bemerkte am letzten Sonntag, dass ich beim Spazierengehen nach verhältnismäßig kurzer Zeit den Rückweg angetreten hatte. Tatsächlich bewege ich mich nur noch auf Teilabschnitten meines früheren Weges. Das war ihm wohl bislang nicht aufgefallen. Er fragte mich also nach dem Grund meiner Umkehr, den ich ihm erläuterte. Der Mann sagte sodann etwas ganz Entscheidendes: „Aber Sie gehen!“ Genau darauf kommt es an und da nun wissenschaftlich belegt ist, welchen gesundheitlichen Mehrwert auch weniger als 10.000 Schritte bringen, kann man sich doch über das, was noch geht beim Gehen, freuen.

Aber ich höre sie schon, die Fraktion der in meiner Umgebung sich befindenden bewegungs-freudigen Menschen. Manchmal denke ich, dass ich diese sammle, es sind insgesamt recht viele. Sie jedenfalls werden vortragen, dass ein Mehr an Bewegung doch immer gut ist und mir nahelegen, zu versuchen die knapp 4.000 Schritte am Tag zu überschreiten, wenn es möglich ist. Auch sie haben recht. Die Metastudie, auf die wir uns hier beziehen, ergab dazu folgendes. Bereits eine Erhöhung der täglichen Schrittzahl um 500 senkt das Risiko an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu versterben um 7 %. 1.000 zusätzliche Schritte sorgen für eine um 15 % geringere allgemeine Sterblichkeit. Und mehr ist mehr. Jede Erhöhung der Schrittzahl führt nach den der Untersuchung zugrundliegenden Daten zu einer Verbesserung der Gesundheit.

Fassen wir zusammen: Bewegung lohnt sich, gehen ist die unkomplizierteste und in den Alltag am einfachsten zu integrierende Form dies zu tun. Den kleinen Einkauf zu Fuß erledigen, eine Bus- oder Bahnhaltestelle früher aussteigen, die Mittagspause für ein paar Schritte nutzen, nach Feierabend mit Kollegen oder Freunden im Park oder Stadtwald einen Spaziergang machen und den Tag hinter sich lassen. Wenn Sie es schaffen, derlei Aktivitäten regelmäßig in ihren Tagesablauf einzubetten, wäre das umso besser. Und nicht nur ihr Körper wird ihnen dankbar sein, auch Geist und Seele tun ein gesundes Maß an Bewegung gut. Probieren Sie es aus. Bitte!