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Technik und Gestaltung
Foto von Dmitry Alexandrovich
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Das Thema Reisen. In diesen Tagen hochaktuell, wird doch häufig am Gründonnerstag der Weg zum österlichen Familientreffen bewältigt und am darauf folgenden Montag geht es dann meist zurück oder, sofern es die Zeit erlaubt, zum Skifahren. Alle Jahre wieder: Volle Autobahnen, Flughäfen und Züge. Mehr belastbare Personentransportkapazitäten, nicht nur um Fest- und Feiertage herum, sind in unserer zunehmend bewegten Freizeit-, aber auch Arbeitswelt dringend erforderlich. Eine bislang in diesem Zusammenhang offenbar übersehene Alternative haben jetzt die Verkehrsminister der Bundesländer entdeckt und fordern einen Ausbau des Nachtzugangebotes, wie die Rheinische Post zu berichten weiß.
Nachtzüge sind nach Meinung der zuständigen Minister, eine klimafreundliche Alternative zum Flugverkehr. Die Nachfrage sei steigend, das Angebot nicht umfangreich genug, man fordert nun die Einrichtung neuer, zusätzlicher Verbindungen. Wie das zu realisieren ist, auch darüber gibt man Auskunft. Zusätzliches Geld für Wagenmaterial sei bereitzustellen, die Nutzungsentgelte für die Schiene müssten für Nachtverbindungen gesenkt werden. Bezahlen soll das alles im Wesentlichen der Bund.
Ganz so einfach wird es wohl nicht werden. Zunächst einmal: Seit 2016 bietet die DB selbst überhaupt keine Züge mehr in der Nacht an, die entsprechend ausgestattete Wagen zum Ruhen und Schlafen mit sich führen. Teile der bis dahin bestehenden Verbindungen, sie bedient jetzt die Österreichische Bundesbahn. Die Deutsche Bahn unterstützt diese und weitere Anbieter mit Fahrpersonal und organisatorisch sowie durch den Einsatz von Sitzwagen in den Nachtzugverbänden. Grundsätzlich scheint die bestehende europäische Zusammenarbeit in diesem Sektor und deren Ausbau sinnvoller als einzelne nationale Lösungen, das sagt Experte Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn. Die DB ergänzt das Angebot mit Nachtverbindungen vom Typ IC oder ICE. Den Einsatz von eigenen Schlaf- oder Liegewagen plant sie nicht, das überlässt sie den mit ihr kooperierenden Anbietern. Beispiel ÖBB: Das Unternehmen präsentierte der Öffentlichkeit unlängst neues Wagenmaterial.
Ob nun aus den Forderungen etwas wird, das hängt ganz sicher von Berlin ab. Man muss wohl eine längere Wartezeit auf dem Nachtzugausbaugleis in Kauf nehmen. Das Bundes-verkehrsministerium, so berichtet die Rheinische Post, beabsichtigt eine Langzeitstudie zu dieser Thematik in Auftrag zu geben.
Bis dahin gilt: Wenn eine Nachtverbindung für Sie verfüg- und terminlich realisierbar ist, probieren Sie diese doch einmal aus. Entspannt von A nach B zu reisen, war und ist ein großer Vorteil öffentlicher Verkehrsmittel. Wenn einem die Bewältigung von längeren Distanzen dann noch im Schlaf gelingen kann, muss man wohl von einer unschlagbaren Option sprechen. Und ganz unabhängig von Studien gilt: Eine erhöhte Nachfrage wird irgendwann angebotswirksam. Dies zeigt bereits die Erneuerung des Wagenparks durch die ÖBB. Vielleicht erweitert bei einer Steigerung der Fahrgastzahlen von nächtlich Reisefreudigen die DB ihr Angebot bzw. ihre bisherigen Kooperationen.