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Vandalismus in Kirchen

Foto von Nachelle Nocom
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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Foto von Nachelle Nocom

Kirche und Leben berichtet 2020 darüber, dass Vandalismus in Gotteshäusern zugenommen hat, quantitativ wie auch qualitativ. Auch katholisch.de befasst sich mit dem Thema, in einem Artikel aus demselben Jahr kann man nachlesen, dass die Zerstörung kirchlicher Räumlichkeiten und ihrer Ausstattung seit 2010 „spürbar angestiegen sei“. Art und Ausmaß variieren vom umgeworfenen Kerzenständer bis hin zum vollständig verwüsteten Andachtsraum.

Und man geht auch weiter, so wie am frühen Freitagmorgen in der katholischen Kirche in Wissen (Sieg). Hier wurde das Gotteshaus in Brand gesetzt, in dem man offenbar Kirchenbänke zusammenschob und diese dann anzündete, berichtet der SWR. Ein barocker Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert, er wurde vollständig zerstört, ebenso wertvolle Fresken. Die Bewohner des kleinen Ortes im nördlichen Rheinland-Pfalz sind schockiert. Spontan hatte man sich am Freitagabend zu einer Andacht auf dem Kirchplatz getroffen. 200 Menschen kamen.

Gotteshäuser – Kirchen, Synagogen, Moscheen, Konigreichssäle, Tempel – sie sind Orte der Begegnung, an denen Gläubige sich treffen um zusammen zu sein, zu beten, zu singen, wo sie ihren Glauben in Gemeinschaft leben und erleben zu können. Damit dies ungestört geschehen kann, müssen Gotteshäuser geschützte und sichere Orte sein, Orte, an denen man sich nicht vergeht, in kleinster Weise.

Und so sehr man diesen zunehmenden Vandalismus laut und öffentlich verurteilen muss, so sehr müssen wir uns doch Gedanken darüber machen, wer die Menschen sind, die so etwas tun. In Bayern hat das Innen- und Justizministerium dies für das Jahr 2019 näher untersucht, übrigens auf die Anfrage eines AFD-Abgeordneten hin, man wollte wissen wie viele Täter Ausländer, Asylbewerber, Migranten oder Menschen mit Migrationshintergrund waren. Darüber berichtete die Süddeutsche Zeitung im Mai 2021. Das Ergebnis der Erkundigung: 53 Straftaten auf Religionsstätten hatten stattgefunden, in nur fünf Fällen gab es Hinweise auf religiöse oder sonstige Ideologien als Motive. 24 Taten hatten einen rechtextremistischen, 20 Angriffe einen linksextremistischen Hintergrund. Ein Ergebnis, dass die anfragende AFD wohl so nicht erwartet hatte.

Und die Kirche in Wissen? Die Polizei Betzdorf hat eine Ermittlungsgruppe gegründet. Wie groß die Chancen sind, die Täter dingfest zu machen, zeigt die eben angesprochene Untersuchung aus Bayern, nur in 10 % der Fälle gelang es, Verdächtige überhaupt zu ermitteln. Vielleicht funktioniert das in diesem Fall, erst dann werden wir etwas über die Motive der Täter von Wissen erfahren. Man muss wohl fragen, was sich in einer Gesellschaft verändert hat, in der Orte des Glaubens von Menschen nicht mehr als besonders schützenswert respektiert werden. Darüber können wir – wenn überhaupt – nur von denen erfahren, die diese und ähnliche Straftaten begangen haben.