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Zeit zeitnah zu handeln

Photo by Matthis Volquardsen: https://www.pexels.com/photo/brown-open-field-2305169/

Autor und Sprecher

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Christian Spengler
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Thorsten A. Siefert

Technik und Gestaltung

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Thorsten A. Siefert

Foto von Matthis Volquardsen

Meine Leidenschaft für den Sommer habe ich unlängst mit ihnen geteilt. Dabei sprach ich auch das Thema langanhaltende Trockenheit und deren Folgen an. Am Ende des Beitrags stand der Wunsch, dass größere Katastrophen ausbleiben und Sie alle einen schönen Sommer haben mögen. Gestern erreichten uns Meldungen über Waldbrände in Mecklenburg-Vorpommern und Rheinland-Pfalz, heute – dieser Beitrag entsteht am Mittwochnachmittag – hat sich die Lage dort wieder entspannt. Das sind gute Nachrichten. Denn Waldbrände, sie bedrohen Tiere und Menschen, deren Lebenswelt und auch -grundlage von jetzt auf gleich durch das oft nicht zu bändigende Feuer im schlimmsten Fall vernichtet werden kann.

Dass wir uns mitten in einem Klimawandel befinden, darüber sind sich viele Experten einig: Die Sommer in Zentraleuropa werden heißer. Und der richtige Umgang mit Hitze, er fällt uns hier in der Bundesrepublik schwer. Abhilfe soll nun ein „Nationaler Hitzeschutzplan“ schaffen, den Bundesgesundheitsminister Lauterbach auf den Weg bringen will.

Ihm geht es dabei vor allem um eines: Dass die Zahl der Hitzetoten nicht weiter steigt. Letztes Jahr starben 4.500 Menschen, von 2018 bis 2020 ließen insgesamt 19.000 ihr Leben. Zu viele, findet Lauterbach richtigerweise. Denn dass jemand Opfer der zu hohen Temperaturen wird, das sei, so der Politiker, vermeidbar.

Vorbild Lauterbachs ist der Hitzeschutzplan Frankreichs. Auslöser für dessen Entstehung war der zu heiße Sommer 2003, in dem geschätzt 15.000 Menschen an der Hitze zugrunde gingen. Und so macht es unser Nachbar im Westen: Insgesamt hat der Plan vier Stufen. Bei steigenden Temperaturen beginnen die Behörden mit präventiven Maßnahmen. Das Wohl-ergehen von älteren und alleinlebenden Menschen wird geprüft, indem man sie kontaktiert. Außerdem werden öffentliche Räume zum Zwecke der Abkühlung ausgewiesen und für den Aufenthalt freigegeben. Wo diese Orte sind, kann man mithilfe einer App erfahren. Eine Vielzahl von Trinkwasserbrunnen steht bereit. Wird es zu heiß, kommt es zu Absagen von öffentlichen Großveranstaltungen, in Heimen und Kliniken finden sich Krisenstäbe zusammen.

Auch andere Länder und Städte haben solche oder ähnliche Pläne entwickelt. Dabei geht es nicht nur darum, Schutz vor Hitze zu bieten und Hilfsbedürftigen zur Seite zu stehen. Gerade in Städten versucht man durch bauliche Maßnahmen und Begrünung die steigenden Temperaturen wenigsten etwas einzudämmen. In den USA hingegen setzt man auf reflektierende Dächer und helle Fahrbahnoberflächen. In Japan sind Sonnenschirme, in Handtücher gewickelte Kühlakkus und tragbare Ventilatoren bewährte Mittel, um sich vor der Hitze zu schützen.

Die kommenden Wochen möchte Gesundheitsminister Lauterbach nun nutzen, um mit Fachleuten im Rahmen einer „konzertierten Aktion“ einen nationalen Hitzeschutzplan zu entwickeln. Besonders für alte und chronisch erkrankte Menschen, aber auch für Kinder werden Konzepte benötigt, die helfen weitere unnötige Opfer zu verhindern.

Damit das gelingt, muss auch das Gesundheitswesen in die Planungen mit einbezogen werden. Wichtig ist dieses während einer Hitzewelle nicht zu überlasten und vorab dafür Sorge zu tragen, mögliche Risiken rechtzeitig zu erkennen und diesen entgegenzuwirken. Daran wird nun gearbeitet. Gute Beispiele aus den unterschiedlichsten Regionen der Welt, sie gibt es ja. Hoffen wir, dass es alsbald gelingt, die für uns passenden Konzepte zu identifizieren, diese an die Bedingungen im Land anzupassen und sodann umzusetzen. Der Sommer, so scheint es jedenfalls bis jetzt, verspricht heiß zu werden. Zeit zeitnah zu handeln.